Winter 22/23: Was gibt es Neues bei den Lawinenlageberichten?
Tirol
Der Lawinenwarndienst Tirol hat weiter an einer länderübergreifenden Lawinenwarnstufe-Darstellung im europäischen Sinne gearbeitet. Neben den üblichen „nahen“ Nachbarn, kann man nun leicht auch die Lawinenlage in den Pyrenäen, in Schottland, auf Korsika, in den nordischen Ländern oder im Osten in der Slowakei verfolgen. Aus den 70 Lawinenregionen in der EUREGIO (Tirol – Südtirol – Trentino) wurden nun 86, davon selbst in Tirol sind es um 7 Kleinstregionen mehr geworden. Meistens teilte man zur besseren Einschätzung der Lage gewisse Gebirgsregionen noch kleiner, da es manchmal doch gebietsweise ausgeprägtere Unterschiede gab und man diese beobachten konnte.
Die stetig laufende Systemoptimierung im Hintergrund bemerkt der User nicht sofort beim Anschauen des Lawinenreports, jedoch um eine effiziente Produktion einer Lawinenprognose für so viele unterschiedliche Gebiete gewährleisten zu können, ist auch etliches an IT-Arbeit notwendig.
Südtirol
Das Team von Südtirol kann in diesem Winter auf Daten 3 weiterer Wetterstationen zugreifen (Kloangruebes im Schleisertal / Vinschgau und 2 EURAC Stationen Oberetteshütte und Planfermoar Niederjoch im Matschertal). In Südtirol wurden ebenfalls einige Lawinenregionen kleiner geteilt, vor allem rund um den Hauptkamm.
Neue Beschreibungen der Charakteristiken der Schneedecke im Hinblick auf die Verteilung der möglichen Gefahrenstellen und der möglichen Lawinengröße sind nun rechts von den Lawinenproblemen ersichtlich. Diese drei Faktoren bilden die Hauptargumente zur Einschätzung der Lawinengefahrenstufe innerhalb der EAWS Matrix und wurden seit der EAWS Generalversammlung in Davos im Juni 2022 definiert, sowie mit praxisbezogenen Beispielen erläutert.
Vorarlberg
Für Vorarlberg kam die langersehnte Änderung in der Ausgabezeit der Lawinenprognose auf den Vorabend um 18 Uhr. Im Bereich des Bregenzerwaldgebirges und der Allgäuer Alpen wurden Anpassungen vorgenommen und es entstand eine neue Lawinenregion „Voralpenbereich“. Übrigens bieten nach wie vor alle Warndienste die Möglichkeit an, über einen Newsletter ein gesamtes Land oder eine spezifische Region per Mail zu abonnieren, eventuell lohnt es sich zu überprüfen, ob man für diesjährigen Winter auch die gewünschten Gebiete im Postfach findet. Tirol bietet z.B. auch ein Telegram Channel an, wo man täglich den Lawinenreport direkt ans Handy gespeist bekommt, praktisch ist dies vor allem bei den morgendlichen Updates bei kritischen Situationen oder wenn ein neuer Blog rauskommt.
Salzburg
Ad Blog, in Salzburg konnte man erfreulicherweise durch ressourcenbezogene Mitarbeiter:innen Aufstockung ebenfalls mit dieser informativen Art zur aktuellen Lawinensituation starten. Für Wintersportler ist oftmals sehr hilfsreich mit Bild und Text eine nähere Erläuterung der Schneelage zu bekommen, ergänzt durch anschauliche Wetterdaten. Über die aktuellen Geschehnisse in Salzburg hat der LWD neben dem bestehenden Facebook Account auch einen neuen Instagram Channel gestartet unter @lawinenwarndienst.salzburg (feel free to follow, tag and comment).
Kärnten
Im Süden in Kärnten wurden ebenfalls einige Regionen aufgeteilt, so wurde aus der Region Glocknergruppe: Glocknergruppe und Goldberggruppe; Gailtaler Alpen Mitte: Gailtaler Alpen Mitte und Goldeck; Ankogelgruppe: Ankogelgruppe und Hafnergruppe; Nockberge: Nockberge und Nockberge Süd; Gurktaler Alpen: Gurktaler Alpen und Gurktaler Alpen Süd.
Niederösterreich, Oberösterreich
Die Website vom Lawinenwarndienst Niederösterreich bekam einen leichten Facelift und ähnelt zur Zeit stark der vom Lawinenwarndienst Oberösterreich. Als neues Service wurden die Wetterprognosen, Wetteranimationen und INCA-Analysekarten (von GeoSphere Austria, ehemals ZAMG) ergänzt.
Einige Anpassungen im Hintergrundsystem für Vorarlberg, Salzburg, Kärnten, Oberösterreich, Steiermark und Niederösterreich wurden über die Sommermonate und Herbst vollzogen, diesen Winter kann man schon 2 Lawinenprobleme für Vormittag und Nachmittag beim Tagesgang vergeben.
Bayern
In Bayern bleiben die Regionen unverändert, die Wetterstationsdaten wurden anschaulich überarbeitet und bieten nun sehr dynamisch dem User die aktuellen Werte. Ein Relaunch der Website ist für Winter 2023/24 geplant.
Schweiz
Das SLF in der Schweiz unterteilt ab diesem Winter die Gefahrenstufen im Lawinenbulletin zusätzlich in Zwischenstufen. Die bisherigen fünf Gefahrenstufen bleiben dabei unverändert. Sie beschreiben die Lawinengefahr auf der Skala von „gering” (Stufe 1) bis „sehr groß” (Stufe 5). Ergänzt werden sie neu durch eine Angabe, ob die Gefahr eher im unteren Bereich (-), etwa in der Mitte (=) oder eher im oberen Bereich (+) der Gefahrenstufe liegt, was dem kontinuierlichen Verlauf der Lawinengefahr besser entspricht. Die Unterteilung erfolgt ab Stufe 2 und ausschließlich für trockene Lawinen. Mehr dazu in diesem Artikel und im Interview mit Kurt Winkler in Bergundsteigen #121.
Wir bedanken uns für die interessanten Auskünfte zum Thema bei Patrick Nairz, Norbert Lanzanasto (LWD Tirol), Lukas Rastner (LWD Südtirol), Veronika Hatvan (LWD Steiermark, Niederösterreich) und Franziska Ehrnsperger (LWD Bayern). Artikel erstveröffentlicht auf alpenvereinaktiv.com.