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exercise addiction - Bewegungssucht
09. Apr. 2025 - 12 min Lesezeit

Wenn Berglust zur Bergsucht wird

Kann Bergsport krankhafte Ausmaße annehmen? Forschende sehen klare Hinweise darauf, dass Bergsucht nicht nur ein beliebter Aufdruck auf T-Shirts ist, sondern eine ernstzunehmende psychische Problematik sein kann.

Mark Twight war ein Bergjunkie. „Ich trainierte. Ich bestrafte mich. Wenn ich mich Tag für Tag leiden ließ, würde mich das auf eine schwierige Tour in großer Höhe vorbereiten, glaubte ich. Ich schlief auf dem Boden. Ich schleppte Eis mit bloßen Händen. Ich hämmerte mit ihnen auf Betonwände ein, nur um zu sehen, ob ich das aushielt. Ich ließ keine Gelegenheit zum Training aus.

Foto: Pauli Trenkwalder
Foto: Pauli Trenkwalder

Ich rannte Treppen hinauf und hinunter, bis ich mich übergab, und lief dann wieder weiter“, schrieb der Bergsteiger aus den USA in seinem Buch „Kiss or Kill“: „Ich zerstörte Beziehungen, um mich an das Gefühl des Scheiterns und Opferns zu gewöhnen (was viel leichter war, als sie zu pflegen).“ Twight, heute 62 Jahre alt, gehörte in den letzten beiden Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts zu den besten Bergsteigern der Welt – und zu den exzentrischsten.

Selbst seine Seilpartner – wie Kletterlegende Jeff Lowe 1986 bei zwei gescheiterten Versuchen am Südpfeiler des 7861 Meter hohen Nuptse, unweit des Mount Everest – zeigten sich irritiert über die provokanten Artikel des „Bergsteiger-Punks“: „Es kommt mir vor, als wären wir nicht mal auf derselben Route gewesen“, sagte Lowe, der 2018 an einer seltenen Nervenkrankheit starb.

Twight zeichnete von sich das Bild eines Berggetriebenen: „Ich kann meine Gier nicht abschalten. Ich verlange mir immer mehr ab. Jede erfolgreiche Klettertour ist Wasser auf einen kleinen Samen der Unzufriedenheit. Es hätte zu viel sein können, aber es kann nie genug sein.“ Das Suchtverhalten am Berg wurde inzwischen auch wissenschaftlich untersucht. „Für Personen, die in diesem Bereich Suchtcharakteristika aufweisen, ist das Bergsteigen das einzig Wichtige im Leben.

Alles andere wird vernachlässigt, auch das soziale Umfeld“, sagt Katharina Hüfner, Professorin für Sportpsychiatrie an der Medizinischen Universität Innsbruck. „Obwohl man die Intensität des Bergsteigens reduzieren will, schafft man es nicht, sondern macht weiter, selbst wenn man verletzt ist. Und pausiert man doch einmal, empfindet man das als Entzug. Man wird reizbar und unruhig.“ Das seien eindeutig Merkmale, wie man sie auch bei anderen sogenannten stoffungebundenen Süchten wie etwa der Spiel-, Kauf- oder Sexsucht vorfinde, so die 47 Jahre alte Wissenschaftlerin.

Univ.-Prof. PD Dr. Katharina Hüfner

Skitouren-Gehen.
Psychiatrie-Professorin Katharina Hüfner entspannt sich beim Skitouren-Gehen. Foto: Archiv Katharina Hüfner

Hüfner hatte eine Studie ihrer Doktorandin Leonie Habelt betreut. Das Ergebnis war im August 2022 veröffentlicht worden und hatte über die Bergszene hinaus für viel Aufsehen gesorgt. Der Grund: „Bergsucht“ wurde als medizinisches Phänomen definiert.

„Die wichtigste Erkenntnis unserer Studie ist, dass regelmäßiges und extremes Bergsteigen charakteristische Eigenschaften von Verhaltenssüchten aufweisen kann“, heißt es in der Publikation der Forschenden um Leonie Habelt.

Leonie Habelt

Leonie Habelt
Leonie Habelt

hat im Rahmen ihrer Dissertation untersucht, ob auch beim Bergsteigen negatives Suchtverhalten entstehen kann. Titel des Papers: Why do we climb mountains? An exploration of features of behavioural addiction in mountaineering and the association with stress-related psychiatric disorders.

Von der Staublunge zur Facebook-Gruppe

Bergsucht tauchte bereits vor über 450 Jahren in einer medizinischen Abhandlung auf, allerdings in anderem Zusammenhang. Der Schweizer Arzt Theophrastus von Hohenheim, bekannter unter dem Namen Paracelsus, beschrieb damit im Jahr 1567 eine der ältesten, bekanntesten Berufskrankheiten: die bei Bergleuten damals häufig auftretende Staublunge. Auch in den nächsten beiden Jahrhunderten hielt sich diese Bedeutung von Bergsucht.

So findet sich auch noch im ersten Großwörterbuch der deutschen Sprache, dem 1774 erschienenen „Grammatisch-kritischen Wörterbuch der hochdeutschen Mundart“, direkt hinter dem Punkt Bergsturz der Eintrag Bergsucht: „eine Art Lungensucht, welche die Bergleute von der ungesunden Luft oder dem metallischen Staube in den Bergwerken sehr häufig bekommen“. Es ging also nicht ums Bergsteigen, wenn man damals über die Bergsucht sprach. Das änderte sich spätestens, als Hans Kammerlander 1999 sein Buch „Bergsüchtig“ veröffentlichte.

Der Südtiroler Bergsteiger bestieg zwölf der 14 Achttausender ohne Flaschensauerstoff, sieben davon mit Reinhold Messner. In seinem Buch beschreibt Kammerlander das „berauschende“ Gefühl nach einem Gipfelerfolg: „Man sagt, das sei die Ausschüttung von Endorphinen, von körpereigenen Eiweißstoffen mit schmerzstillender Wirkung, die Glücksgefühle hervorrufen. Davon kann man, so heißt es, süchtig werden.

Wenn dem so ist, dann bin ich irgendwann in diesen Jahren zwischen den Alpen und den Himalaya-Gipfeln süchtig geworden – bergsüchtig.“ Heute ist das Internet voll mit Berichten von „Bergfexen“, die sich selbst als bergsüchtig bezeichnen und damit vor allem ihre Leidenschaft für die Berge meinen. Als Aufdruck findet sich das Adjektiv auf T-Shirts, Tragetaschen, Kissen oder Kaffeetassen. Die deutschsprachige Facebook-Gruppe „Bergsüchtig“, in der Bergsteiger und Bergwanderer ihre Erlebnisse unter Gleichgesinnten teilen, zählt mehr als 100.000 Mitglieder.

Nicht wie süchtig nach Schokolade

Weil der Begriff bislang umgangssprachlich positiv besetzt sei, hätten viele die Studie zur Bergsucht „möglicherweise falsch interpretiert“, sagt Sportpsychiaterin Hüfner. Für die Mehrheit stehe bergsüchtig für etwas, was sie gerne mögen, „etwa wie süchtig nach Schokolade“. Was daran schlecht sein soll, habe sich diesen Menschen nicht erschlossen, so die Wissenschaftlerin.

Ziel der Studie war es herauszufinden, ob „Bergsucht“ nur ein geflügeltes Wort oder auch ein reales medizinisches Phänomen ist. „Unser Ansatz war, dass man durch das Erreichen eines Gipfels ebenso Belohnungs- und Glücksgefühle erleben kann wie etwa beim Spielen. Wir haben uns gefragt, wie groß das Suchtpotential im medizinischen Sinne beim Bergsport ist“, erklärt Hüfner.

Leonie Habelt, die Erstautorin der Studie, startete eine Umfrage: in Alpenvereinen, Bergführer- Organisationen, Fachmedien und bergsportaffinen Facebook-Gruppen. Eingeladen waren Personen, die sich selbst als regelmäßige oder sogar extreme Bergsteigerinnen und Bergsteiger bezeichnen. „Regelmäßig“ stand dafür, dass jemand einen oder mehrere Gipfel pro Woche erreichte. „Extrem“ bedeutete Aktivitäten außerhalb gekennzeichneter oder gesicherter Bergzonen sowie Expeditionen mit höherem Risiko und größeren technischen Anforderungen.

Es wurde nicht zwischen Profis und Breitensportlern unterschieden. In die Studie gingen die Antworten von 335 Personen ein, 88 von ihnen wiesen medizinische Suchtkriterien in Bezug auf Bergsport auf. Das bedeute jedoch nicht, dass nun jeder vierte Bergsteiger süchtig sei, stellt Katharina Hüfner klar: „Die Frage war, ob es überhaupt eine Bergsucht gibt, nicht wie häufig sie auftritt. Unsere Umfrage war nicht repräsentativ, und sie beruhte auf einer Selbsteinschätzung der Teilnehmenden.“

Um diese als Bergsüchtige einzustufen, orientierten sich die Forschenden weitgehend an den Faktoren, mit denen allgemein Sportsüchtige identifiziert werden: Man wendet immer mehr Zeit für den Sport auf, steigert kontinuierlich die Intensität, auch über das Maß hinaus, das man eigentlich selbst angestrebt hatte. Man verliert die Kontrolle: Der Sport wird wichtiger als Beruf oder auch soziale Bindungen. Man macht immer weiter, obwohl einem eigentlich bewusst ist, dass man sich schadet, sowohl körperlich als auch psychisch.

Sportsucht noch nicht offiziell als krankhafte Störung anerkannt

Das Phänomen der Sportsucht wurde 1970 eher beiläufig entdeckt. Der New Yorker Arzt Frederick Baekeland hatte untersuchen wollen, ob viel Sport den Tiefschlaf fördert. Er bot passionierten Läufern, die täglich trainierten, Geld an. Als Gegenleistung sollten sie einen Monat lang auf ihren Sport verzichten. Die meisten lehnten ab, selbst wenn der Wissenschaftler ihnen hohe Beträge bot. Baekeland prägte den Begriff „exercise addiction“, Bewegungssucht.

exercise addiction - Bewegungssucht
Der Arzt Frederick Baekeland prägte den Begriff „exercise addiction“, Bewegungssucht, die er zuerst bei passionierten Läufer:innen feststellte. Foto: Alex Gorham

Inzwischen gibt es mehr als 1000 wissenschaftliche Artikel zu dem Phänomen. In den letzten Jahren nahm die Forschung dazu immer mehr an Fahrt auf. Dennoch ist sie eine eher junge Disziplin. „Wir sind noch so früh im Stadium der Forschung, dass wir nicht einmal Therapieformen testen konnten“, sagt Flora Colledge, Sportwissenschaftlerin an der Universität Luzern. „Es gibt noch keine klinische Studie zur Sportsucht-Therapie.“

Das sei ein Grund, warum die Sportsucht – im Gegensatz zur Spielsucht und Wettsucht – noch nicht offiziell als psychiatrische Krankheit anerkannt sei. Es gebe jedoch Hinweise, dass eine sogenannte kognitive Verhaltenstherapie hilfreich sein könne, erklärt die Wissenschaftlerin, die sich seit Jahren mit Sportsucht beschäftigt: „Dabei lernt man mit seinen Gefühlen rund um den Sport anders umzugehen. Man versucht, das Pensum langsam zu reduzieren, um mit den damit verbundenen Gefühlen klarzukommen.“

Ein völliger Sportentzug wie etwa bei einer Alkoholsucht mache keinen Sinn: „Menschen brauchen Sport, komplette Abstinenz geht also gar nicht.“

Einzelsportler eher gefährdet

Mit der Zahl der Studien wuchs auch die Zahl der möglichen Erklärungen für Sportsucht. Die einen können nicht mehr ohne die „Glückshormone“ leben, die beim Ausdauersport ausgestoßen werden und etwa beim Laufen zum sogenannten „Runners High“ führen. Andere rutschen in die Sportsucht, weil sie einschneidende biographische Ereignisse wie Schicksalsschläge kompensieren wollen.

Wieder andere werden als „Eskapisten“ eingestuft, die sich auf der Flucht vor dem Alltag in den Sport stürzen. Auch ein Zusammenhang mit Persönlichkeitsmerkmalen wurde nachgewiesen. So finden sich unter Sportsüchtigen überproportioniert Narzissten und Perfektionisten. Und dann gibt es auch noch die vielen Fälle, in denen die Sportsucht zusammen mit anderen Krankheiten auftritt, wie Essstörungen oder einer teilweise bis ins Wahnhafte gesteigerten Unzufriedenheit mit dem eigenen Körper.

Einzelsportler seien gefährdeter, „weil sie im Gegensatz zu Mannschaftssportlern die Kontrolle darüber haben, wie viel sie machen und wie häufig“, sagt Expertin Colledge. „Bei bestimmten Bergsportarten ist das Suchtpotential definitiv gegeben. Man kann sie allein ausüben, sie sind mit vielen Stunden mittlerer Anstrengung verbunden, ohne dass lange Pausen nötig sind.“ Colledge ist selbst als Extremsportlerin mit einer Profilizenz in den Bergen unterwegs.

Die Wissenschaftlerin Dr. Flora Colledge nach dem Sieg beim Norseman in Norwegen. Sie ist Weltmeisterin im Extrem-Triathlon.
Die Wissenschaftlerin Dr. Flora Colledge nach dem Sieg beim Norseman in Norwegen. Sie ist Weltmeisterin im Extrem-Triathlon. Foto: Pauline Monasterska

Die 37 Jahre alte Britin gewann im vergangenen August in Norwegen den „Norseman“ und darf sich seitdem XTri-Weltmeisterin nennen. XTri steht für Extrem-Triathlon. Neben der Ironman-Distanz-3,8 Kilometer Schwimmen, 180 Kilometer Radfahren, 42,2 Kilometer Laufen – kommt als zusätzliche Herausforderung das bergige Profil der Strecke hinzu: Beim Norseman sind auf dem Rad rund 3000 Höhenmeter zu bewältigen, der Wettbewerb endet mit dem Zieleinlauf des Marathons auf dem 1883 Meter hohen Gipfel des Gaustatoppen.

„Ich habe nicht das Gefühl, dass ich sportsuchtgefährdet wäre“, sagt Colledge. Dabei trainiert sie im Schnitt 25 Stunden in der Woche. In ihren Studien hat die Wissenschaftlerin einen Schwellenwert von sieben Trainingsstunden pro Woche ermittelt, ab dem es zu Sportsucht kommen kann. Wie geht das zusammen? „Sport darf eine zentrale Rolle im Leben spielen, aber nicht die einzige Priorität sein“, erklärt Colledge.

Menschen mit einer Sportbindung wie sie selbst hätten klare Ziele, kämen im Gegensatz zu Süchtigen aber auch mit Trainingspausen gut klar. „Dann für einen Tag auszusetzen ist in Ordnung und führt nicht zu Entzugserscheinungen. Sportsüchtige dagegen berichten von heftiger Angst und schweren depressiven Symptomen bis hin zu Suizidgedanken, wenn sie nicht regelmäßig trainieren können.“

Neigung zu psychiatrischen Störungen

Einen starken Zusammenhang mit anderen psychiatrischen Störungen fanden auch die Innsbrucker Forschenden um Leonie Habelt in ihrer Bergsucht-Studie. 22,1 Prozent der Befragten, die der Gruppe der Bergsüchtigen zugeordnet wurden, berichteten über Essstörungen. Der Wert lag fast viermal höher als jener in der Kontrollgruppe (5,7 Prozent).

Ebenfalls sehr hoch waren die Unterschiede bei depressiven Symptomen (21,6 Prozent der Bergsüchtigen vs. 7,7 Prozent der übrigen) und Angstsymptomen (20,5 Prozent vs. 8,5 Prozent). „Am meisten überrascht hat mich, wie viele der Befragten ihre psychiatrischen Erkrankungen selbst benannt haben. Man geht ja eigentlich davon aus, dass die Leute, die in die Berge gehen, wahnsinnig gesund sind“, sagt Professorin Hüfner, die die Studie betreute.

Nachdem die Studie veröffentlicht worden war, hätten sich auch besorgte Menschen aus dem Umfeld von Bergsportlern gemeldet. „Sie sagten, ihre Verwandten oder Freunde trieben den Bergsport so exzessiv, dass es ihnen nicht mehr guttue. Sie nähmen psychisch und körperlich Schaden.“ Neben den psychiatrischen Störungen traten bei den Bergsüchtigen auch stoffgebundene Abhängigkeiten deutlich häufiger auf. So erwähnten 26,1 Prozent der Befragten Alkoholmissbrauch (11,7 Prozent in der Kontrollgruppe), 10,2 Prozent (4,5 Prozent) den Konsum illegaler Drogen, meist Marihuana.

Auf der Suche nach dem Kick

Weniger überraschend war das Ergebnis, dass Bergsüchtige eine erhöhte Risikobereitschaft zeigten und eher zu „Sensation Seeking“ neigten, der Suche nach immer wieder neuen Erfahrungen mit intensiven Eindrücken. „Viele gaben an, dass sie sich bewusst in Gefahr begeben“, berichtet Hüfner, schränkt jedoch ein: „Leute, die sehr viel am Berg machen, gehen häufiger Risiken ein. Aber was für den einen als Ausnahme erscheinen mag, ist für den anderen Alltag.“

Marco Waltenspiel und Georg Lettner springen von der Drachenwand mit ihren wingsuits während dem Sonnenuntergang am Mondsee, Austria. Foto: Wolfgang Lienbacher / Red Bull Content Pool
Marco Waltenspiel und Georg Lettner springen von der Drachenwand mit ihren wingsuits während dem Sonnenuntergang am Mondsee, Österreich. Foto: Wolfgang Lienbacher / Red Bull Content Pool

Eine Anfang 2023 veröffentlichte Studie der walisischen Universität Bangor über die Motive von Bergsteigern und traditionellen Kletterern sieht sogar einen positiven Effekt des Sensation Seeking – wenn auch nur einen vorübergehenden. „Menschen, die das Gefühl haben, wenig Kontrolle über ihr tägliches Leben zu haben, die sich als ,Bauer im Schachspiel‘ fühlen“, so Sportpsychologe Marley Willegers, „können von Risikosportarten angezogen werden, bei denen sie in der Lage sind, starke Emotionen wie Angst zu kontrollieren und bei denen sie Handlungen ausführen können, die über Erfolg oder Tod entscheiden.“

Diese emotionale Kontrolle nähmen die Berg-Risikosportler dann auch zunächst mit in ihren Alltag. Dies gestalte sich jedoch schwieriger, „je länger sie sich von ihrer Bergaktivität fernhalten“. Die Folge: Sie kehren zum extremen Bergsport zurück und folgen ihrer Sucht: immer höher, immer schwieriger, immer schneller. Grund zur Panik sieht Katharina Hüfner trotz der Ergebnisse der Innsbrucker Bergsucht-Studie nicht.

„Es ist ein Randproblem. Unsere Gesellschaft hat das Problem, dass sich die Menschen zu wenig bewegen, nicht zu viel“, sagt die Wissenschaftlerin. „Das Problem Sportsucht und erst recht das Unterproblem Bergsucht sind vor diesem Hintergrund absolut zu vernachlässigen. Es gilt weiterhin: Bewegung ist gesund für Körper und Psyche, und Bewegung in der Natur ist wahrscheinlich noch gesünder.“

Betroffene Bergsportlerinnen und -sportler dürften ihre Verhaltensstörung jedoch nicht auf die leichte Schulter nehmen, findet Hüfner: „Wenn jemand Zeichen einer Sucht aufweist, fühlt er oder sie sich meistens nicht gut, sondern schlecht. Und immer wenn es Leuten schlecht geht, muss man es auch behandeln. Eine Sucht im medizinischen Sinne ist niemals etwas Positives.“


Literatur

Erschienen in der
Ausgabe #126 (Frühling 24)

cover bergundsteigen #126