LVS-Geräte 2021/22: 17 Modelle im Überblick
Welche LVS-Geräte sind diese Wintersaison neu auf den Markt gekommen?
Ortovox hat mit dem „Diract Voice“ ein neues Gerät eingeführt. Das gibt es auch als einfachere Version ohne Voice, also ohne Sprachnavigation. So heißt es schlicht „Diract“. Black Diamond kommt mit dem „Recon LT“.
Können diese neuen Geräte etwas bahnbrechend Neues?
Grundsätzlich sind sie alle 3-Antennen-Geräte. Von daher kommt keine neue revolutionäre Technologie auf den Markt. Was es aber noch nie zuvor gab, ist die Sprachnavigation beim neuen Ortovox-Gerät. Das „Diract Voice“ spricht mit dem Suchenden. Eine Stimme gibt wie ein Navi im Auto klare Anweisungen. Zum Beispiel: „Laufe in 50 m Suchstreifen.“ „Gehe runter an die Schneeoberfläche.“ Es korrigiert auch bei Fehlern: „Gehe nach rechts“, „Gehe nach links“, „Kehre um“, „Du warst bereits näher.“ Und die Stimme beschreibt Betriebsmodi, wie „Senden aktiviert“, „Standby-Modus aktiviert“.
Und was kann das „Recon LT“ von Black Diamond?
Das „Recon LT“ von Black Diamond basiert auf der Technik des Pieps „Micro BT Button“, das es schon seit zwei Jahren gibt. Im Grunde ist es dasselbe Gerät, nur in einer etwas anderen Aufmachung. Das Gehäuse ist ein bisschen optimiert und hat Soft-Touch-Kontaktpunkte für eine verbesserte Ergonomie und für besseres Handling. Dazu kommt das „Recon LT“ in einem leichten Tragesystem, inspiriert aus den Black Diamond Klettergurten. Mit nur 136 Gramm ist das „Recon LT“ eines der leichtesten LVS-Geräte mit vollem Funktionsumfang auf dem Markt. Wie beim Pieps „Micro“ ermöglicht die Bluetooth-Konnektivität die Verwaltung von Einstellungen sowie das Durchführen von Softwareupdates vom Smartphone aus. Für Ausbilder ist die dazugehörige Pieps App genial, um den Trainingsmodus aufzurufen. Damit kann man verschiedene Übungsszenarien durchspielen. Das kann sonst noch kein Anbieter.
Ist die Sprachnavigation beim neuen Ortovox-Gerät wirklich hilfreich oder eher ein Marketinggag?
Ortovox beruft sich auf die Neurowissenschaften: Mündliche Sprache sei in Stresssituationen vom Gehirn leichter zu verarbeiten. Tatsächlich haben wir in ersten Praxistests festgestellt, dass die Sprachnavigation für weniger versierte Suchende sehr hilfreich sein kann. Ein erster rudimentärer Versuch mit ungeübten Kindern hat gezeigt, dass sie dank der Sprachnavigation schnell zu brauchbaren Ergebnissen kommen. Einige Bergführerinnen und Bergführer, also versierte LVS-Suchende, fanden die Sprachnavigation nur bedingt hilfreich, aber in einer Stresssituation doch unterstützend. Vor allem das Kommando „Gehe runter an die Schneeoberfläche“ bei der Feinsuche wurde als sehr hilfreich empfunden. Besonders für Anfänger ist die sprachgeleitete Suche sehr hilfreich.
Gibt es beim „Diract Voice“ auch etwas zu kritisieren?
Die maximale Reichweite hinkt den Topgeräten am Markt einige Meter hinterher. Bei unseren Tests waren es unter optimalen Bedingungen deutlich unter 40 Metern. Der Hersteller argumentiert, dass die maximale Reichweite nebensächlich und eine stabile Reichweite wichtiger sei. Also sobald ich das erste Mal Empfang habe, sollte das Signal auch stabil bleiben, also dauerhaft empfangen werden und nicht wieder am Display verschwinden wie bei manchen anderen Geräten. Tatsächlich arbeitet das „Diract Voice“ nach dem Erstempfang sehr stabil und übertrifft dabei manch anderes Topgerät am Markt. Die geringe Reichweite bleibt aber als Wermutstropfen.
Was ist herausragend positiv?
Das Gerät ist in der Bedienung und im Handling sehr einfach und reduziert gehalten. Die Schaltermechanik ist einfach gelöst und ein versehentliches Aus- und Umschalten ist nahezu ausgeschlossen. Das schlichte Design ermöglicht eine einfache und intuitive Bedienung selbst mit Handschuhen. Die Präzision des Gerätes in der Feinsuche ist ebenso auffällig gut.
Im März 2021 veröffentlichte Pieps eine Presseaussendung zu einer „freiwilligen Produktverbesserungsmaßnahme“ für die DSP-Serie. Was hat es damit auf sich?
Im Oktober 2020 postete der kanadische Skifahrer Nick Mc Nutt auf Instagram ein Video, in dem er demonstrierte, dass sich der Schalter des „DSP Sport“ im Tragesystem von Send auf Off verschieben lässt, ohne den Lock-Button zu drücken. Damit das möglich ist, braucht es zwar eine größere Krafteinwirkung auf den Schalter, aber tatsächlich könnte dies im Worst-Case-Szenario in einer Lawine passieren. Die Vorgeschichte: Mc Nutt hatte im Frühling davor einen Lawinenunfall. Dabei sendete sein DSP-Gerät in der Lawine nicht mehr, nachdem er verschüttet worden war. Laut seinen Angaben habe es aber beim LVS-Check zuvor noch gesendet. Der Schalter sei auf Send gestellt gewesen. Seine Begleiter*innen konnten ihn zum Glück sondieren und ausgraben. Das Gerät habe sich, nachdem er ausgegraben worden war, im Tragesystem am Körper befunden, aber der Schalter sei auf Off gestellt gewesen. Wir haben es danach ausprobiert. Und tatsächlich lässt sich der Schalter beim „DSP Pro“ und „DSP Sport“ unter großer Krafteinwirkung verschieben. Selbst wenn die Wahrscheinlichkeit sehr gering ist, mit dem originalen Tragesystem ist das prinzipiell möglich.
Sind die Geräte mit dem neuen Tragesystem wirklich sicher oder sollte ich die Geräte austauschen?
Das neue Hardcase verriegelt durch zwei eingebaute Kunststoffkeile den Schiebeschalter. Ein Verschieben des Schalters – selbst unter großer Krafteinwirkung – ist damit ausgeschlossen. Also das Gerät ist nun absolut sicher.
Könnten bei den Nachfolgegeräten Pieps „Pro BT“ und „Powder BT“ beziehungsweise Black Diamond „Guide BT“ und „Recon BT“ ähnliche Probleme auftreten?
Nein, das Schalterproblem ist bei den Nachfolgeräten besser gelöst. Ein Umschalten unter Krafteinwirkung ist so wie bei den Vorgängergeräten nicht möglich. Wenngleich es beim Design des Verriegelungsmechanismus noch Verbesserungspotenzial gibt, was das Handling anlangt.
Überblick über die gängigen Geräte, die es aktuell am Markt gibt:
Anmerkungen zur Tabelle: Die Black Diamond Geräte „Recon BT“ und „Guide BT“ sind baugleich mit den Pieps-Geräten „Powder BT“ und „Pro BT“, auch der Preis bleibt gleich, nur die Farbe unterscheidet sich. Daher werden sie nicht eigens angeführt. Ortovox bietet das „Diract Voice“ auch ohne Sprachnavigation an. Das schlichte „Diract“ unterscheidet sich im Design nicht vom „Diract Voice“, weshalb es nicht eigens angeführt wird. Es kostet 280 Euro.
Tabelle: Gerhard Mössmer
Und bei den Airbag-Rucksäcken?
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