Beim Bergsteigen passieren ständig Fehler, die beinahe zu Unfällen führen. Niemand spricht gerne darüber. Wir schon! Diesmal: Annemarie Zeller über Glück und fehlende Partnerchecks.
Als Jugendliche war ich mit meinem Vater einmal in der heimischen Kletterhalle und erinnere mich heute noch mit Schaudern an diesen Tag: Mein Vater steigt vor, ich sichere. Mein Gurt ist etwas groß für mich, so dass die zurückgefädelte Gurtschnalle einiges an Überstand hat. Damit es mir diesen nicht ins das Sicherungsgerät zieht, stopfe ich ihn seitlich unter den Gurt. Mein Vater steigt ohne Sturz und Rasten bis zum Umlenker, ruft „zu“ und setzt sich ins Seil.
Dort, wo das Sicherungsgerät sein sollte, ist nichts: Was war passiert?
Ich schaue ungläubig auf meinen Gurt, dorthin, wo das Sicherungsgerät sein sollte. Aber da ist nichts. Weder Sicherungsgerät noch Seil. Von oben ruft mein Vater, aufgrund des leichten Überhangs am Ende der Route jetzt frei hängend, was los sei. Ich schaue zu ihm und dann an die Wand. In der ersten Exe hängt mein Sicherungsgerät, es hat sich – zum Glück! – im Karabiner verkeilt und so das Ablassen meines Vaters gestoppt. Ein nebenan stehender Kletterer begreift die Situation schneller als ich. Er schnappt sich das freie Seil unter der Exe und nimmt meinen Vater in seine Sicherung. Sein Kletterpartner hängt darauf die unterste Exe aus, so dass mein Vater abgelassen werden kann.
Das lange Ende des Gurtbandes hatte durch mein Zurückstopfen eine Lasche gebildet. In diese hatte ich den Karabiner meines Sicherungsgeräts eingehängt – natürlich war die Lasche bei der ersten Belastung herausgerutscht und mein Karabiner hing nur noch im Seil, nicht mehr am Gurt. Ich hatte damals tatsächlich einen Gurt ohne Anseilring. In der Routine, an müden Tagen oder einfach bei der gemäß dem Gesetz der großen Zahlen irgendwann vorkommenden Fahrlässigkeit, kann es aber auch bei Gurten mit Anseilring passieren, dass man den Karabiner falsch einhängt – wie die hier nachgestellten Bilder zeigen.
Partnercheck, sonst Partner weg
Wie hätten wir das verhindern können? Ganz einfach: In dem wir einen ordentlichen Partnercheck gemacht hätten. Ordentlich heißt, nicht nur schnell draufschauen, sondern auch an das Sicherungsgerät und den Gurt/die Gurtschnalle fassen, auch mal am Seil ziehen und das Sicherungsgerät belasten. Ich will das Glück nicht noch einmal herausfordern: Ich mache seitdem immer einen Partnercheck – nicht nur beim Klettern, auch auf Hochtour, vor Klettersteigen usw.
Partnercheck als Sicherheitsroutine. Video: Österreichischer Alpenverein
25 Jahre bergundsteigen, 20 Jahre Partnercheck. In bergundsteigen 3/97 erschien Teil 1, in 1/98 Teil 2 von „Risikomanagement im Klettergarten“, ein Fachbeitrag mit der Zielsetzung, alle Risikoquellen im Sportklettern zu identifizieren und Gegenmaßnahmen anzubieten (nachzulesen im nun komplettierten Online-Archiv unter www.bergundsteigen.at). Es war die Geburtsstunde des Partnerchecks, sowohl des Begriffs als auch der damit verbundene Kontrollroutine. ...