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03. März 2021 - 4 min Lesezeit

Überprüft eure Sicherungsgeräte: Edelweiss „Kinetic“ und Beal „Birdie“

Rückrufaktion & Warnhinweis für das Sicherungsgerät „Kinetic“ der Firma Edelweiss. Unser Autor teilt eine persönliche Erfahrung während des Einbohrens einer Route, als beim Ablassen plötzlich sein Sicherungsgerät zerbrach, während er noch am Seil hing.

Nachdem das Patent von Petzl für das Grigri ausgelaufen ist, gibt es einige Firmen die nach dessen Vorbild Sicherungsgeräte bauen. Soweit ich die Geräte kenne, war Mad Rock mit dem Lifeguard der erste Hersteller, welcher das „Grigri-System“ mehr oder weniger 1:1 mit etwas schlankerem Design nachgebaut hat.

Seit 2019 gibt es auch von Beal das Birdie und von Edelweiss das Kinetic, welche nach Grigri-Vorbild gebaut wurden. Edelweiss und Beal produzieren das Gerät gemeinsam, verkaufen es aber unter zwei verschiedenen Namen.

Plötzlich hebellos: Edelweiss Kinetic

Nachdem ich eine gewisse Neigung habe, neue Geräte am Markt gerne auszuprobieren, um für Kurse und Ausbildungen auf dem neuesten Stand zu sein, habe ich mir auch das Kinetik besorgt und es immer wieder verwendet. Beim Sichern zeigt es dabei eine gute Performance und ist, vor allem wenn man wie ich das Grigri gewohnt ist, auch beim schnellen Seilausgeben mit der „Gaswerkmethode“ sehr gut zu bedienen.

Ende letzten Jahres habe ich es dann auch beim Einbohren einer Route verwendet. Ich habe die Route von oben eingerichtet und mich dazu über das Fixseil (10,5 mm Statik Seil) mit dem Kinetic abgeseilt und dabei die Haken gesetzt. Nach dem Setzten des vorletzten Hakens (ca. 4m über dem Boden, wobei es sich dabei nur um einen Absatz handelt und es dann nochmal 10 Meter steil abbricht) wollte ich mich dann weiter abseilen um auch den letzten Haken zu setzten.

Dazu habe ich am Hebel gezogen, hörte einen Knall, hatte den Hebel in der Hand und federte selbst im Seil. Zuerst wusste ich gar nicht was passiert war bzw. ob ich jetzt noch richtig hänge. Ich war mir nicht sicher, ob ich jetzt gleich abstürzen würde. Dann sah ich das zwar der Hebel komplett abgerissen war, aber das Gerät dennoch blockierte und ich nicht abstürzen werde.

Mithilfe einer Steigklemme (die ich, weil ich ja beim Einbohren war bei mir hatte) und einem HMS-Karabiner konnte ich dann umbauen, das Gerät lösen und mich mittels HMS abseilen. Außer einem kleinen Schock ist in dem Fall nichts passiert.

Was wäre aber gewesen, wenn das weiter oben im Überhang weit draußen hängend, weg von der Wand passiert wäre? Und ich keinen Jumar oder eine Reepschnur für einen Prusik dabeigehabt hätte? Wie hätte ich dann das Gerät aus der Blockierung herausgebracht? 140? Am Boden angekommen habe ich dann das Gerät begutachtet und gesehen, dass der Splint mit dem der Hebel (das Kinetik ist vollständig aus Stahl und Aluminium hergestellt) am Bremsnocken befestigt ist abgerissen war (siehe Bilder).

Für mich gibt es zwei Möglichkeiten:

  • entweder der Splint ist zu dünn dimensioniert
  • oder es ist schlicht ein Materialfehler. Auf jeden Fall konnte man sich nicht sicher sein, ob nicht auch ein anderer Teil im Gerät bricht, was dann direkt zu einem Absturz führen könnte.

Reproduktionsversuch & Rückruf

Wieder zu Hause habe ich mir dann ein weiteres Gerät aus der gleichen Serie besorgt und in meiner Garage die Situation nachgestellt. Ich habe mich mit dem Kinetic in ein Seil gehängt und es blockiert. Beim Ziehen am Hebel gerade nach hinten unten ist nicht passiert. Es hat sich gelöst und ich konnte mich ablassen.

Ich habe dann einen Knoten hinter das blockierte Gerät gemacht, um es zu fixieren und damit etwas mehr Druck erzeugen zu können. Dann habe ich wieder am Hebel nach hinten unten gezogen: Nichts ist passiert, der Hebel hat gehalten. Dann habe ich leicht schräg nach hinten gezogen, mit Kraft (und ich bin eine Maschine!) – ein Knall und der Hebel war wieder ab.

Spaß bei Seite, auch wenn ich das Gerät durch einen Knoten blockiert habe und auch wenn ich sehr viel Kraft hätte, der Hebel darf durch Handkraft nicht brechen! Auch wenn das Brechen des Hebels nicht gleich zu einem Absturz führt.

Passiert das einem weniger erfahrenen Kletterer, bekommt dieser sehr wahrscheinlich gehörigen Stress und es könnte passieren, dass er die Blockierung mit der Hand zu lösen versucht, was unweigerlich zu einem Absturz führen würde. Denn ohne Hebel hat man mit der Hand keine Chance, sich selber oder einen Kletterer kontrolliert abzulassen.

Ich habe dann Kontakt mit der Firma Edelweiss aufgenommen und ihnen das Problem geschildert, inklusive Bilder vom kaputten Gerät. Mir wurde mitgeteilt, dass bereits in der 2020er Serie ein stärker dimensionierter Splint beim Hebel verbaut wurde und das es sich daher wahrscheinlich nicht um einen Materialfehler sondern eben um ein Problem bei der Dimensionierung dieses Splints handelt. Bei ihren hausinternen Tests hat sich dieser Verdacht dann auch bestätigt.

Mittlerweile gibt es den Rückruf für das Kinetic, den wir euch hier auch nahelegen wollen!

Da das Birdie wie schon erwähnt 1:1 dem Kinetic entspricht und sie gemeinsam produziert werden, sollte auch diese Gerät mit demselben, von Edelweiss empfohlenen,Test überprüft werden.

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