Sail & Climb: Frauen-Erstbegehung „Via Sedna“ auf Grönland
Für zweieinhalb Monate haben die acht Frauen auf dem 15m Segelschiff „Northabout“ zusammen gewohnt und sind damit bis nach Grönland und über den Polarkreis gesegelt. „Es war ein großes Abenteuer mit vielen Herausforderungen, die wir nur dank unseres super Teams gemeistert haben“, sagt Alpinistin Caro North.
Das Team aus Seglerinnen, Kletterinnen und einer Fotografin war am 20. Juni von La Rochelle aus Richtung Norden mit Ziel Grönland gesegelt. Sie wurden schon nach wenigen Tagen von schlechtem Wetter eingeholt und ab dann herrschten raue Bedingungen über dem Nordatlantik: Ein Tiefdruckgebiet folgte dem nächsten.
Das Team sah sich dazu gezwungen in Irland, auf den Faroe Inseln und in Island abzuwarten um starke Stürme durchziehen zu lassen. Das Warten im schlechten Wetter in verschieden Häfen forderte immer wieder aufs Neue viel Geduld. Dazu kamen immer wieder neue Herausforderungen mit Reparationen und Problemen am Boot, welche die Frauen dank ihres großen Erfahrungsschatz und Kreativität lösten.
Ich wusste, dass die Navigation nach Grönland kompliziert werden würde.
Kapitänin Marta
“Ich wusste, dass die Navigation nach Grönland kompliziert werden würde, aber in diesem Jahr schien das Wetter uns einen Strich durch die Rechnung machen zu wollen. Wir stellten schnell fest, dass die Wettermuster nicht der Jahreszeit entsprachen. Die Navigationsbedingungen waren durchwegs schwierig, aber am beeindruckendsten war, dass das Team trotz allem auf jeder Wache ein Lächeln auf den Lippen hatte! Ich bin sehr stolz auf diese Crew”, sagte Marta, die Kapitänin.
Die Frauen segelten untypisch für die Jahreszeit oft durch eisige Kälte, Regen und Nebel während Wellen immer wieder aufs Deck schlugen und erreichten nach sechs Wochen endlich die Ostküste Grönlands. Doch noch versperrte das Packeis den Weg in den Scoresby Sund und es hieß wieder Warten. Dann endlich öffnet sich das Packeis und es folgt eine technische Navigation durch Eisberge und tausenden von Eisschollen immer tiefer hinein in den größten Fjord der Welt.
Landgang: Zum Meer aus Granit
Einige Tage später wurden die Kletterinnen und Fotografin an Land abgesetzt und es begann ein Wettlauf gegen Zeit und Wetter, was sich immer noch von seiner schlechten Seite zeigte. Zunächst musste ein Weg zum Wandfuss und dem Kletterziel gefunden werden. Dabei galt es einen labyrinthartigen Gletscherbruch zu durchqueren und anschließend in mehreren Tagen das ganze Material dort hindurchzutragen. Dann stellten sich die drei erfahrenen Kletterinnen, der bis dahin undurchstiegenen Ostwand des Northern Sun Spire. Steile und anspruchsvolle Kletterei in orangenem Granit galt es zu bewältigen.
In drei Tagen und mit einer Nacht in der Wand gelang es dem Team ans Ende der Wand zu klettern und auf den Grat auszusteigen, gerade rechtzeitig vor dem Durchzug des nächsten Schneesturms. Sie nannten ihre Erstbegehung Via Sedna, 750m bestehend aus 16 Seillängen mit Schwierigkeiten bis ca. 7b+. Dabei konnten sie mit mobilen Sicherungen klettern und hinterliessen nur Material um wieder abzuseilen.
Währenddessen erforschten die Seglerinnen den Scoresby Sund und mussten den Motor vorm Versagen retten um weiter Navigationsfähig zu bleiben und in Sicherheit wieder den Rückweg anzutreten. Gemeinsam segelte das Team von Grönland nach Island und dann zehn Tage nonstop nach Frankreich, wo sie nach 12 Wochen und 4.000 Seemeilen wieder ihren Ausgangspunkt La Rochelle erreichten.
Während die Welt des Segelns und des Expeditionskletterns immer noch von Männern dominiert wird, konnten die vor Energie sprühenden Frauen zeigen, dass es möglich ist, Grönland auf ökologische Weise zu erreichen und dass ein reines Frauenteam ein solches Abenteuer bestehen kann. Sie wollen alle ermutigen, ihren Träumen zu folgen und hoffen, andere Frauen zu inspirieren, unbekannte Wege zu gehen – denn Alles ist möglich!