intern: Chris Semmel
The Times They Are a-Changin‘
Mit dem Angebot, etwas für diese Rubrik „Intern“ zu schreiben, habe ich meine bergundsteigen-Sammlung betrachtet. Seit 4/00 stehen die Dinger bei mir rum. Untypisch für mich sauber sortiert. Ja, 20 Jahre ist das jetzt her. Das ist schon ein Haufen Holz, der da in Papierform an das Publikum geschickt wurde. Mit diesem Heft erscheint der 30ste Artikel, an dem ich mitwirken durfte – Schock – wenn ich die alten Bilder sehe und die grauen Haare jetzt … So wie sich das Outfit von bergundsteigen geändert hat, haben auch wir uns geändert. Hat
sich der Bergsport verändert. Am Stand ist die Ausgleichsverankerung der Kräfteverteilung
gewichen, in der Lawinenkunde ist mehr Uneinigkeit denn je, Bandschlingen sind jetzt halb
so breit und aus Dyneema und Sicherungsgeräte gibt es gefühlt so viele wie Kletterhallen.
Früher war alles …
Nein, so kann man das nicht sagen. Heute ist alles mehr, vielfältiger ein Stück unübersichtlicher. Und gleichzeitig wünschen sich viele „Einfachheit“, klare Ansagen und weniger Eigenverantwortung. „Was ist denn Lehrmeinung?“ wird oft gefragt. Früher wussten wir nicht, dass es eine „Lehrmeinung“ gibt und wenn, dann hätte sie uns nicht interessiert. Wir waren fast schon überheblich selbstbewusst in unserem Tun am Berg. Und wenn doch mal was schief ging, dann haben wir uns geschämt, weil wir einen „Bock geschossen haben“, einen Blödsinn oder Fehler gemacht haben. Das ist heute manchmal anders. Wenn einer runtergefallen ist, dann hat das Sicherungsgerät versagt, die Hakenabstände waren zu groß, der Fels zu brüchig …
Pro und Contra …
Ein Thema hat mich in dem Zusammenhang intensiv beschäftigt. Lammel und seine Tube Behauptungen. Die Verunsicherung danach war und ist immens. Das geht so weit, dass seine Thesen vor Gericht zitiert werden und ein Sichernder schuldlos ist, nachdem er seinen Partner auf einen Dritten hat fallen lassen. In so einem Moment ärgert mich, dass jeder alles in diesem Medium schreiben kann. Aber eigentlich ist das weder die Schuld des Mediums
noch des „Jeden“. Vielmehr ist es die Verantwortung des Lesers, ausreichend zu differenzieren und die der Autoren, Behauptungen zu beweisen und klar zu formulieren oder eben den Gegenbeweis anzutreten. Viel schlimmer wäre es, ein gefiltertes „Einerlei“ serviert zu bekommen.
Veränderung …
Peter (der mit der Platte, ähh der Plattner), mit dem ich schon 2000 zu tun hatte – ja Peter
verlässt Ende des Jahres das Heft als Chefredakteur. Sehr schade wie ich meine. Wir beide,
ich nach 10 Jahren DAV-Sicherheitsforschung und 8 Jahren Bergführerverband, er nach über
20 Jahren bergundsteigen, sind dann wieder ungebundener – quasi mehr frei als Vogel.
Peter wünsche ich alles Gute für weitere Taten und hoffe, mit ihm noch das ein oder andere
Projekt umsetzen zu können. Danke Peter!