GPS-Sportuhren im Test: Die digitale Wollmilchsau?
Bergsport bewegt sich immer auf der schmalen Linie zwischen der Einfachheit des Tuns und der ständig fortschreitenden technischen Entwicklung. Jährlich wird die Ausrüstung noch leichter, noch effizienter, noch futuristischer. Bei der Tourenplanung ist es nicht anders. Die klassische, rein analoge Tourenplanung wurde für viele von uns längst abgelöst durch digitale oder hybride Tourenplanung. Die neueste Entwicklung in diesem Bereich sind GPS-Sport-Uhren und Smartwatches, die die Grenzen zwischen Navigationsgerät, Fitnesstracker und Smartphone verschwimmen lassen.
Unabhängig von philosophischer Betrachtungsweisen über die fortschreitende Digitalisierung lautet die Leitfrage dieses Beitrags: Taugen moderne GPS-Sport-Uhren oder Smartwatches zur Tourenplanung und Navigation in den Bergen und wie schneiden sie im Vergleich zu herkömmlichen GPS-Handgeräten und Smartphones ab?
Welche Gerätearten gibt es?
Zu Beginn ist es hilfreich, sich einen Überblick über die verschiedenen Gerätearten zu verschaffen. Aus Sicht der Bergsportler*innen sind für die digitale Tourenplanung vier Gerätearten interessant. PC bzw. Laptop werden nicht aufgezählt, weil sie zwar für die Vorbereitung hilfreich sind, zur Navigation im Gelände aber ungeeignet. Relevant sind Smartphones, GPS-Handgeräte, Smartwatches und GPS-Sport-Uhren. Smartwatches fühlen sich vor allem im urbanen Raum zu Hause. Sie sind geschaffen für die tägliche Interaktion und benötigen eine Verbindung zum Smartphone.
GPS-Uhren und Smartwatches ergänzen heute die klassischen Navigationstools.
Ihre Möglichkeiten sind vielseitig, vorausgesetzt es gibt eine App dafür. GPS-Uhren werden von den Herstellern oft als Smartwatch verkauft, sind aber primär für Outdoorsportarten konzipiert und deshalb für den Bergsport am interessantesten. Sie können mit dem Smartphone verknüpft werden, müssen es aber nicht. Im Gegensatz zu Smartwatches haben sie alles an Bord, um als eigenständiges Navigationsmittel zu dienen. Die ernstzunehmenden Exemplare haben einen barometrischen Höhenmesser, GPS-Empfänger (die meisten zusätzlich Glonass, Galileo o. Ä.), Kompass und diverse Navigations- und Sporteinstellungen.
Welche Uhren wurden getestet und warum?
Als Smartwatch wurde die Samsung Galaxy Watch 4 Classic getestet, als GPS-Sport-Uhr eine Garmin Fenix 6X Pro (Abb. 1). Als Referenz für den Vergleich wurde ein durchschnittliches Android Smartphone verwendet (Motorola Moto G Power) und ein älteres GPS-Handgerät (Garmin GPSmap 62sc). Keines der Geräte wurde vergünstigt durch die Hersteller zur Verfügung gestellt. Die Funktionen der Geräte wurden unter dem Gesichtspunkt der Tourenplanung und -durchführung getestet. Die Geräte können als stellvertretend für ihre Geräteart angesehen werden.
Für die Auswahl der Smartwatch war entscheidend, dass sie kompatibel mit der App von alpenvereinaktiv.com ist und dass sie das Betriebssystem Android verwendet (die Erkenntnisse des Tests können auf die Apple Watch übertragen werden). Für die Kategorie der GPS-Uhren wurde die Garmin Fenix 6X Pro getestet, zum Zeitpunkt des Tests das neueste Modell der Fenix-Serie und eine von zwei mir bekannten GPS-Uhren mit herunterladbaren Karten (die andere ist die Coros Vertix 2). Die Navigation mit der Karte und das vorhandene Kartenmaterial sollen laut Berichten bei der Garmin Fenix 6 Pro besser sein als bei der Coros Vertix 2, überprüfen konnte ich diese Behauptung jedoch nicht.
Die meisten modernen GPS-Uhren können GPS-Tracks als sogenannte Brotkrümel-Navigation darstellen, also als Linie auf einfarbigem Hintergrund, anhand der man sich orientieren kann. Die Garmin Fenix 6X Pro ist in ihrer Ausstattung vergleichbar mit anderen Modellen namhafter Hersteller (bezüglich Genauigkeit der Sensorik kann hier keine Aussage getroffen werden), aber der entscheidende Unterschied ist die Kartendarstellung. Wie bei den Handgeräten können Custom Maps und die AV-Karten draufgeladen werden. Für Garmin sprach ebenfalls die Macht der Gewohnheit, da ich bereits mit einem Handgerät und der Garmin Software vertraut bin. Seit Anfang des Jahres 2022 gibt es von Garmin ein neueres Modell, die Fenix 7.
Kurz zusammengefasst ist das neue Modell teurer, hat eine andere Optik, hat ein optionales Touchdisplay, die bereits sehr gute Akkulaufzeit wurde weiter verbessert und die TopoActive-Karten sind nicht mehr (wie noch beim Vorgänger) vorinstalliert, können aber nachträglich installiert werden.
Smartwatch versus GPS-Uhr: Top oder Flop?
Beide Gerätearten können zur Navigation im Gelände verwendet werden, aber sie unterscheiden sich dabei deutlich. Da die Geräte für unterschiedliche Schwerpunkte gebaut werden, ist es essentiell, sich vor einer Kaufüberlegung die Frage zu stellen, was man mit der Uhr machen möchte und was sie leisten soll.
Smartwatches
Smartwatches sind als verlängerter Arm von Smartphones entworfen worden. In erster Linie bilden sie ab, was auf dem Smartphone sichtbar ist, und ergänzen das Ganze durch Körperdaten wie Schrittzähler, Herzfrequenzmessung, Stresslevel etc. Für die Uhren gibt es eigene Apps, die mit den Smartphone- Apps kompatibel sind (Achtung: Nicht jede Androidversion ist mit allen Apps kompatibel). So gibt es beispielsweise von alpenvereinaktiv, Komoot oder Strava Apps für die Smartwatch, die mit dem Smartphone synchronisiert werden können. Ist man im Gelände unterwegs und startet auf dem Smartphone eine Navigation, kann man sich die Richtungsangaben und Entfernung zur nächsten Abzweigung auf der Uhr anzeigen lassen.
Von den drei genannten Smartwatch-Apps zeigt nur alpenvereinaktiv einen Kartenausschnitt mit dem zurückgelegten Weg und der noch zu gehenden Strecke. Die Karte kann auf der Uhr offline gespeichert werden, bei der Apple Watch ist das nicht möglich. Sie benötigt eine ständige Bluetooth-Verbindung zum iPhone. Damit bietet die Galaxy Watch in Kombination mit alpenvereinaktiv eine einfache Navigation mit herunterladbaren Karten und Richtungsanweisungen. Preislich sind Smartwatches attraktiver als die hochwertigen GPS-Uhren, sie sind in der Regel kleiner, handlicher und vielseitig verwendbar. Die Kommunikation zwischen Smartwatch und Smartphone funktioniert eleganter als bei GPS-Uhren, vor allem wenn Smartwatch und Smartphone vom gleichen Hersteller sind.
Schwachstellen
Die Akkulaufzeit von Smartwatches ist deutlich geringer als die hochwertiger GPS-Uhren und das kleinere, handliche Design macht sie weniger robust. Die Kartennavigation bietet zwar einen Überblick über den Standort und die Karte kann verkleinert oder vergrößert werden, jedoch ist es nicht möglich, den Kartenausschnitt zu verschieben, um den weiteren Weg zu analysieren, und die Kartenkacheln laden nicht immer sofort. Wegen eines fehlenden Kompasses kann die Karte nicht in Blickrichtung gedreht werden und der Standort wird nur durch ein Fadenkreuz ohne Richtungsanzeige dargestellt.
Der Touchscreen der Uhr ist zwar gut zu bedienen, aber schaltet sich, um Energie zu sparen, nach kurzer Zeit aus, was beim Studieren der Karte aber sehr störend sein kann. Hinzu kommt, dass die GPS-Aufzeichnung der getesteten Smartwatch weniger genau ist als bei den anderen Gerätetypen, was die Orientierung zusätzlich erschwert. Nach einer langen Tagestour mit Pulsmessung und Navigation verabschiedet sich der Akku und das beschreibt den Anwendungsspielraum der Uhr sehr gut. Wer wenig Geld investieren möchte und primär eine Uhr für den Alltag sucht, die zusätzlich am Wochenende bei kurzen Bergtouren gute Dienste leistet oder die abendliche Laufrunde aufzeichnet, kann mit einer Smartwatch glücklich werden.
GPS-Sportuhren
Wendet man sich nun den GPS-Uhren zu, wird man schnell merken, dass man deutlich mehr Kleingeld (mehr als das doppelte) in die Hand nehmen muss. Die GPS-Uhren können ebenfalls mit dem Smartphone verknüpft werden, um Touren zu planen, Vitaldaten zu analysieren und individuelle Trainings zu planen. Die Akkulaufzeit ist mit 21 Tagen im Standard-Smartphone-Modus beachtlich. Es gibt Uhren mit längerer Akkulaufzeit, sowohl von Garmin als auch von anderen Herstellern (z. B. Garmin Enduro oder Coros Vertix 2).
Mit aktivierter GPS-Navigation lassen sich laut Hersteller 60 Stunden aus der Uhr herausquetschen, im Energiesparmodus sogar Monate. Die Praxis zeigt, die Uhr lässt sich problemlos eine Woche lang ohne Aufladung verwenden bei täglichem Gebrauch im Smartwatch-Modus (Bluetoothverbindung zum Smartphone, Pulsmessung, normale Uhrfunktionen), mehreren Laufrunden pro Woche mit GPS-Aufzeichnung und am Wochenende längeren Bergtouren mit Navigation. Hier übertrumpft die GPS-Uhr sowohl die Smartwatch als auch das Smartphone. Der Nachteil gegenüber einem GPS-Handgerät: Man kann die Batterien nicht im Gelände tauschen, sondern benötigt eine Steckdose oder Powerbank.
Übrigens gibt es die Fenix-Modelle in drei verschiedenen Größen, wobei die X-Modelle am größten sind und dadurch auch die stärkste Akkuleistung haben. Die Vorbereitung einer Tour funktioniert mit GPS-Uhren ganz ähnlich wie mit dem Smartphone. Der Hersteller Garmin bietet mit Connect und Basecamp zwei kostenlose Anwendungen, mit denen Tracks erstellt werden können. Connect setzt dabei ausschließlich auf die Karten von Google Maps und ist dadurch für Rennradrunden oder Joggingrunden brauchbar, aber nicht für Touren in den Bergen.
Verschiedene Websites bieten individuelle Tourenplaner an oder die Möglichkeit, GPS-Tracks herunterzuladen, die dann auf der Uhr gespeichert werden können. Hierfür ist kein PC oder Laptop nötig, es funktioniert per Bluetooth mit dem Smartphone. So können beispielsweise Touren mit alpenvereinaktiv.com geplant und vorbereitet werden und dann auf der Uhr abgespeichert werden. Uhren von Garmin oder Suunto können direkt mit alpenvereinaktiv verknüpft werden und die Planung landet automatisch auf der Uhr. Die Navigation anhand von GPS-Tracks ist mit den meisten GPS-Uhren möglich, das gehört mittlerweile zum Standard. Akkulaufzeit und Kartendarstellung trennen die Spreu vom Weizen.
Mängel und Mankos
Wo liegen nun die großen Unterschiede zwischen den GPS-Uhren und den anderen Gerätetypen? In der Kartendarstellung und den Navigationsmöglichkeiten ist die Fenix- Serie den Smartwatches deutlich überlegen. Außerdem ist die Trackaufzeichnung genauer, die Höhe wird über GPS und barometrischen Höhenmesser ermittelt, die Akkulaufzeit spielt in einer anderen Liga und der eingebaute Kompass unterstützt die Orientierung. Hinzu kommt, dass viele Smartwatches über Touchscreens bedient werden, was zwar elegant wirkt, im Gelände aber hinderlich sein kann.
Versehentliches Beenden der Aufzeichnung, ein deutlich höherer Akkuverbrauch und eine schwerere Bedienung mit Handschuhen können die Folge sein. Eine bergsporttaugliche GPS-Uhr sollte für meinen Geschmack auf Tastenbedienung setzen, so wie es bei der Fenix-6-Serie der Fall ist. Selbst im Schneesturm mit dicken Fäustlingen kann die Uhr gut bedient werden, Schneeflocken und Wassertropfen stören die Bedienung nicht (was bei Touchscreens oft der Fall ist) und die Finger bleiben warm. Die Bedienung per Knopfdruck ist dabei allerdings weniger zeitsparend als am Touchscreen oder bei den bekannten GPS-Handgeräten. Auf der Uhr muss man sich durch einige Menüs klicken, um an den gewünschten Punkt zu gelangen. Smartphones, Smartwatches und GPS-Handgeräte können das schneller.
Die Navigation
Ein stark limitierender Faktor der Uhr ist die Displaygröße, die markante Auswirkungen auf die Navigationsfähigkeit hat. Die größte Ausführung der Fenix 6 kommt mit einer Displaygröße von 35,56 Millimetern (1,40 Zoll) Durchmesser daher. Das ist in etwa so breit wie das Display eines Garmin GPSmap 62sc, aber zwei Zentimeter kürzer. Besonders für Personen mit eingeschränkter Sehkraft kann das zum Ausschlusskriterium werden. Das soll keine Analyse aus junger Überheblichkeit sein, sondern basiert auf Rückmeldungen bei Schulungen und Kursen.
Das Display selbst ist bei verschiedensten Lichtverhältnissen gut lesbar und spiegelt im Gegensatz zu vielen Smartphones und Smartwatches so gut wie nie (Abb. 2). Während der Tour können verschiedenste Anzeigemodi durchgewechselt werden, von Vitaldaten über zurückgelegte Höhenmeter, Höhenprofile, Kompasspeilung und viele mehr (Abb. 3). Der Funktionsumfang zur Navigation entspricht dem der Handgeräte. Hinzu kommen die sportlichen Aspekte zur Leistungsanalyse, kurz die Auswertung der Vitaldaten in Kombination mit der zurückgelegten Strecke. Das entscheidende Element der Fenix 6 ist die Kartenansicht, denn die unterscheidet sie von anderen GPS-Uhren und auch von den Smartwatches.
Anders als bei der Smartwatch kann die Karte beliebig vergrößert, verkleinert und verschoben werden (Abb. 4). Man kann also den weiteren Weg mit der Karte auskundschaften, was allerdings mehr Zeit benötigt als auf Handgeräten, weil die Karte nicht so schnell nachlädt und man den Kartenausschnitt nur in kleinen Schritten bewegen kann. Die Praxis zeigt, dass die Navigation mit der Fenix 6X Pro stark von der Qualität des GPS-Tracks abhängt. Eine Navigation nur anhand der hinterlegten Karte hängt einerseits von der Karte ab und andererseits stark von der Region. Der kleine Kartenausschnitt ermöglicht eine kleinräumige Orientierung und Navigation anhand der Karte. Möchte man den Wegverlauf über mehrere Kilometer oder verschiedene Varianten auf einen Blick sehen, stellt sich die Uhr als wenig effektiv heraus – es ist jedoch möglich.
Auch im Winter, wenn einzelne Hänge beurteilt werden sollen, kann ein Smartphone mit Karte und Hangneigungslayer mehr als die Uhr. Die vorinstallierten Karten der Uhr zeigen zuverlässig das Wegenetz und Skigebiete an, bieten aber leider keine Geländezeichnungen. Dem kann mit kostenlosen Varianten der OpenStreetMap nachgeholfen werden. Als Ergebnis erhält man gute Karten mit Höhenlinien, die in Kombination mit dem GPSTrack eine brauchbare Navigation ermöglichen. Wer beim Preis der Uhr noch nicht den Appetit verloren hat, kann sich für 130 Euro die Alpenvereinskarten dazukaufen. Darüber hinaus gibt es weitere topografische Karten für sämtliche Regionen der Welt.
Zu meiner positiven Überraschung kann man mit Hilfe dieser Karten, trotz des kleinen Displays, viel herauslesen und zuverlässig navigieren. Die hinterlegte AV-Karte ist ein klarer Mehrwert, allerdings mit obigen Einschränkungen. Ein Beispiel aus der Praxis: Auf der Skitour von der Vernagthütte in Richtung Brochkogeljoch stand mir ein mittelmäßig genauer GPS-Track zur Verfügung. Die Sicht war perfekt und mit Hilfe kleiner Anhaltspunkte auf der Karte und dem Track war schnell ersichtlich, wie das Gletscherbecken am schnellsten gequert werden kann.
Bei schlechterer Sicht hätte man sich mehr auf die Karten verlassen müssen und das wäre aufgrund der Weitläufigkeit des Geländes schwierig geworden. Auf einem Smartphone oder GPS-Handgerät kann man die ganze Geländekammer auf einmal betrachten, auf der GPS-Uhr (wenn die Karte lesbar bleiben soll) nur die Mulde, in der man gerade steht. Es muss viel gezoomt und verschoben werden, da verliert man schnell die Lust. Wenn man jedoch einen sehr guten GPS-Track hat, der nicht nur schematisch in Luftlinien über den Gletscher fliegt, genügt ein kurzer Blick aufs Handgelenk. Manch einem wird es nun die Haare aufstellen und das zu Recht. Navigation darf nicht nur aus blindem Folgen des GPS-Tracks bestehen. Die GPS-Uhr birgt auf jeden Fall die Gefahr, dass sich die Anwender*innen nur mehr auf den Track konzentrieren.
Gleichzeitig lernt man es zu schätzen, sich den Wegverlauf und das Gelände auf der Karte gut einzuprägen, um sich nicht auf das kleine Display verlassen zu müssen. Wie bei allen technischen Hilfsmitteln muss die Anwendung gelernt sein. Vor- und Nachteil – dass Karte und Track ständig am Handgelenk sind – können Fluch und Segen zugleich sein, am Ende des Tages ist es Geschmackssache. Mein persönlicher Eindruck ist, dass ich bei der Navigation mit dem Smartphone eher dazu verleitet werde, mir die Karte und den Routenverlauf nicht so genau anzusehen, weil ich weiß, dass ich beides sowieso auf dem Smartphone dabeihabe.
Seit ich die Uhr als primäres Navigationsgerät verwende, präge ich mir in der Vorbereitung den Wegverlauf und die Karte viel besser ein, weil ich weiß, dass es mit der Uhr mühsamer ist, sich ein großflächiges Gebiet auf der Karte anzusehen. Die Vorbereitung bekommt bei der Fenix eine größere Bedeutung. Denn je besser man den Verlauf und die Karte kennt und je besser der GPS-Track geplant ist, desto leichter fällt die Navigation im Gelände. Für mich hat sich die Fenix 6X Pro als zuverlässige Navigationsmöglichkeit herausgestellt und mein Smartphone als primäres Gerät abgelöst. Smartphone oder Handgerät sind trotzdem immer als Backup dabei.
Erstens, weil die Uhr versagen könnte, und zweitens, falls komplexere Entscheidungen getroffen werden müssen. Während die Fenix beim Navigieren unter günstigen Bedingungen Zeit einspart (Handy rausholen, anmachen, Karte öffnen), verliert man bei anspruchsvolleren Navigationsaufgaben durch das kleine Display und das langsamere Laden und Verschieben der Karte Zeit.
Kurzum: Die Uhr hilft sehr gut, um auf dem richtigen Weg zu bleiben, sie hilft jedoch nicht so gut, wenn man sich völlig verlaufen hat. Wenn man allerdings im Nebel oder Schneesturm steckt und sich alleine auf die GPS-Navigation verlassen muss, leistet die Fenix sehr gute Dienste, weil man regelmäßig die Richtung checken kann und gleichzeitig die Hände frei hat – zum Beispiel bei einer Skitourenabfahrt bei sehr schlechten Sichtverhältnissen und widrigen Bedingungen. Man sollte in so einer Situation aber auch immer kritisch hinterfragen, warum man im Nebel steckt. Wäre man ohne GPS auch losgegangen oder hat die Technik dazu verleitet?
Fazit
Eine kartenfähige GPS-Uhr ist ein tolles Gerät, das mich noch auf vielen Bergtouren begleiten wird. In erster Linie handelt es sich dabei um ein Sportgerät, das Leistung aufzeichnen und analysieren kann. Erst in zweiter Linie handelt es sich um ein Navigationsgerät. Die Schlüsselfrage, die man sich vor der Anschaffung stellen sollte, ist, wofür das Gerät verwendet wird und was man sich davon erwartet. Wer sich von der Uhr eine Navigation mit allen Vorzügen von Smartphone und GPS-Handgerät erwartet, ohne die Nachteile dieser Geräte, wird enttäuscht sein.
Das kann die Uhr wegen des kleineren Displays und der eingeschränkten Tastenbedienung nicht leisten, aber natürlich haben auch Smartphones und Handgeräte ihre Nachteile. Wenn man jedoch Gefallen an den sportlichen Aspekten einer Multisport- Uhr findet und zusätzlich eine schlanke und schnelle Navigation sucht, sei es beim Trailrunning, Bergwandern oder auch bei Skitouren oder Hochtouren abseits markierter Wege, der wird die Uhr zu schätzen wissen – vorausgesetzt, man hat ein Backup dabei. Wer nur auf markierten Wegen unterwegs ist, das aber gerne schnell und über lange Strecken, könnte eine Uhr ohne Kartendarstellung, aber dafür mit noch längerer Akkulaufzeit in Erwägung ziehen.
GPS-Sportuhren im Überblick
Garmin Instinct Solar: mit schlankem Funktionsumfang, rudimentärer Brotkrümelnavigation und sehr guter Akkulaufzeit dank leistungsstarker Solarzelle. Empfängt wie alle Garmin-Uhren drei verschiedene Satellitensysteme (GPS, GLONASS, Galileo).
Suunto Baro und Peak 9: für Fans von Suunto. Sehr gute Uhren mit gutem Funktionsumfang, Sportanalyse und guter Navigation, allerdings ohne Karten. Empfangen fünf verschiedene Satellitensysteme (GPS, GLONASS, Galileo, QZSS, Beidou).
Coros Apex und Vertix 2: Wer etwas weniger ausgeben und trotzdem den üblichen Funktionsumfang genießen möchte, ist mit der Apex gut beraten. Die Vertix 2 ist teurer und kann Karten offline speichern, hat eine sehr lange Akkulaufzeit und empfängt fünf verschiedene Satellitensysteme (GPS, GLONASS, Galileo, Beidou, QZSS).
Polar Grit X Pro: vergleichbar mit den Uhren anderer Hersteller und etwas günstiger. Gute Navigation, aber ohne Karte. Empfängt vier verschiedene Satellitensysteme (GPS, GLONASS, Galileo, QZSS).
Zusammengefasst: Garmin Fenix und Coros Vertix 2 sind preislich ähnlich und bieten Kartennavigation. Die anderen Uhren sind etwas günstiger und haben keine Kartennavigation, empfangen dafür aber mehr Satellitensysteme und kommen in der Standardausstattung mit stabilerem Glas.