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Am häufigsten waren Rettungseinsätze auf Skipisten, gefolgt vom Bergsteigen und Wandern mit 530 Einsätzen. Foto: Bergwacht Bayern
11. Jun 2024 - 4 min Lesezeit

Bergwacht Bayern Wintersaison 23/24: Viele Pisteneinsätze und kuriose Geschichten

Schneehöchstwerte in den Hochlagen, die meisten Rettungseinsätze auf Skipisten, zehn Lawinenunfälle und teils sonderliche Einsätze: Eine Wintersaison mit vielen Gesichtern

Bereits im November startete der Winter in Bayern 2023/2024 mit intensiven Schneefällen in den Hochlagen und Niederschlag, der in den mittleren und tiefen Lagen häufig nur mehr als Regen fiel. Bedingungen, die für den gesamten Winter weitgehend gleichblieben. Während im Schneefallbereich der Hochlagen Wintersport bis ins Frühjahr hinaus möglich war, zog es entsprechend viele Menschen auch im kalendarischen Hochwinter in den tieferen Lagen zum Bergsteigen und Wandern.

Mittlerweile müssen unsere Einsatzleiterinnen und Einsatzleiter sowie unsere ehrenamtlichen Bergretterinnen und Bergretter über den gesamten Winter hinweg maximal flexibel sein.

Thomas Lobernsteiner, Vorsitzender der Bergwacht Bayern

Bergsteigen und Wandern der zweithäufigste Einsatzgrund

Mit diesen Worten fasst Thomas Lobernsteiner, Vorsitzender der Bergwacht Bayern, den Verlauf der vergangenen Wintersaison für die Bergwacht Bayern zusammen. „Am Vormittag gilt es, einen gestürzten Wanderer auf dem schneefreien Wanderweg zu versorgen, am Nachmittag steht dann ein Einsatz bei 1,5 Meter Schnee im Gipfelbereich an“, so Lobensteiner. „Mit 530 Einsätzen und einem Anteil von 11,9 Prozent an den Gesamteinsätzen waren Bergsteigen und Wandern im letzten Winter der zweithäufigste Einsatzgrund für die Bergwacht“, unterstreicht auch der Geschäftsführer der Bergwacht, Klaus Schädler, die Vielfältigkeit der Wintersaison.

In der Vorsaison 2022/2023 waren es 383; 2020/2021 442 Einsätze. Lediglich der Winter 2021/2022 fiel mit 550 Einsätzen höher aus.

3067 Einsätze auf Skipisten in der Saison 23/24. Foto: Bergwacht Bayern
In der Saison 23/24 war die Bergrettung jedoch mit 3067 Einsätzen am häufigsten auf den Skipisten im Einsatz. Foto: Bergwacht Bayern

Mehr Einsätze als im Vorjahr

Insgesamt wurden 4451 Einsätze in der Zeit vom 1. Dezember 2023 bis 30. April 2024 von den ehrenamtlichen Einsatzkräften von Oberstdorf bis Berchtesgaden, über den bayerischen Wald bis hin auf in die Rhön, bewältigt. Mit 361 Einsätzen mehr als im Vorjahr ist eine leichte Steigerung der Einsatzzahlen zu erkennen.

Zahlenmäßig am häufigsten waren wie in der Vergangenheit die Rettungseinsätze auf den Skipisten. 3067 Einsätze beim Skifahren und Snowboarden weist hier die Statistik die Zahlen aus. 

Rund 58,6 Prozent der Gesamteinsätze auf Skipisten

Der Spitzenmonat war der Januar mit allein 1000 Einsätzen beim Pistenskilauf. Im März dagegen waren es bei zunehmend geringerer Schneelage nur mehr 258 Einsätze.

Im Vergleich

Im Winter 2023/24 wurden in Österreich 7.517 Verunfallte (Tote, Verletzte, Unverletzte) und 4.831 Unfälle registriert. Auch hier war die Disziplin Piste/Skiroute mit 63 Prozent der Unfälle dominant. Die meisten Alpintoten ereigneten sich ebenso auf Pisten und Skirouten (26 Tote), gefolgt von Skitour (20) sowie Wandern/Bergsteigen (16). Häufig hatten die Unfälle auch mit instabilem Wetter zu tun, beispielsweise stiegen die Zahlen der Verunfallten bei Forstunfällen, Eisklettern und kombinierten Touren an. 

Besondere Einsätze und kuriose Fälle

So unterschiedlich das Einsatzgeschehen ist, so vielfältig sind auch die Interessen und das Verhalten der Menschen am Berg. Einerseits kurios, anderseits aber auch mit Risiken verbunden war ein Einsatz der Bergwacht Hinterstein im Allgäu am Schrecksee Mitte Februar: Zwei junge Männer gerieten dort bei Dunkelheit in Bergnot. Aufgrund von Lawinengefahr konnte keine Rettungsmannschaft aufsteigen. Auch mit dem Hubschrauber gelang es nur, Ausrüstung für eine Übernachtung der in Not geratenen abzuwerfen, bevor die Rettung am nächsten Tag bei besserem Wetter und Tageslicht mit Unterstützung aus der Luft gelang.

So groß die Freude über die gelungene Rettung war, so groß war auch das Erstaunen der Einsatzkräfte. 

Anstelle der richtigen Ausrüstung für eine winterliche Unternehmung dieser Art führten die beiden Geretteten Schlittschuhe mit. 

Bergwacht Bayern

Zum Zeitpunkt des Einsatzes lag der Schrecksee unter einer mächtigen Schneedecke.

Zehn Lawinenunfälle, ein tödlicher Skitourenunfall

Der Lawinenwarnzentrale Bayern wurden insgesamt zehn Lawinenunfälle im freien Natur- und Skiraum gemeldet. Dabei kam es im Einsatzbereich der Bergwacht Oberstdorf zu einem tödlich verlaufenen Unfall eines Skitourengehers am Linkerskopf.

Viele Gesichter: Der Winter in den Bayerischen Alpen

177-mal rückte die Bergwacht in der vergangenen Wintersaison aus, um unverletzten Menschen am Berg zu Hilfe zu eilen. Im Bewusstsein dessen, dass immer etwas schief gehen kann und jedem Fehler unterlaufen können, wird auch hier immer bestmögliche Hilfe geleistet.

Der Winter in den Bayerischen Alpen hat mittlerweile viele Gesichter: Große Niederschlagsmengen führen am Berg temporär zu hoher Lawinengefahr und weiter unten bzw. im Tal zu Hochwassergefahr. Auf diese Situation müssen sich die ehrenamtlichen Bergretterinnen und Bergretter einstellen. Gleiches gilt für Berg- und Wintersportler, die im Gebirge und der Natur unterwegs sein wollen. „Gefordert ist ein Bewusstsein für die Risiken und die eigenen Fähigkeiten, die richtige Ausrüstung mitzuführen und nur dann weiterzugehen, wenn auch der Rückweg für einen persönlich als machbar erscheint“, so Thomas Lobensteiner mit Blick auf die bereits gestartete Sommersaison am Berg.

Quelle: Pressemitteilung Bergwacht Bayern