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16. Apr. 2020 - 6 min Lesezeit

bergundsteigen #110 – Übersicht über alle Beiträge

In der Frühlingsausgabe 2020, bergundsteigen #110, ist nichts über Covid-19 zu lesen. Bei Redaktionsschluss und auch noch beim Endkorrektur-Termin war nicht absehbar, welche Folgen dieses Virus für uns haben wird.

Stattdessen gibt es Beiträge zum „Bergführer 2.0“ inkl. einem Interview mit den Autoren, zur Beurteilung der Steinschlaggefahr für Bergsteigerinnen, zur professionellen Risikobeurteilung gravitativer Naturgefahren, zu den Aufgaben von Staatsanwälten und Richterinnen nach einem Alpinunfall, zur möglichen Risikokompensation durch Lawinenairbags, zum Erste-Hilfe-Ablaufschema nach einer Lawinenverschüttung, zu posttraumatischen Belastungsstörungen nach Bergunfällen und wie die Lawinengefahr in den sozialen Medien kommuniziert werden kann.

Viel Freude beim Lesen wünschen Peter Plattner (Chefredakteur), Walter Würtl (Redaktion) und Riki Daurer (Online-Redaktion).

intern

Walter Zörer

Tobias Bach & Philipp Schmidt I bergundsteigen.blog

Bergführer 2.0 – Die Details

Hier nun der zweite Teil unserer Überlegungen zum „Bergführer 2.0“. Was bisher geschah: Wir haben uns in bergundsteigen #107 laut Gedanken darüber gemacht, wie zukunftsfähig der Bergführerberuf und die Ausbildung sind. Ausgangspunkt waren unsere eigenen Beobachtungen der letzten zehn Jahre als Fulltime-Bergführer, diverse Zeitungsartikel über Nachwuchsprobleme der Bergführerverbände, eine Befragung einiger Kolleginnen und Kollegen mittels Leitfadeninterview sowie unzählige weitere Gespräche mit Gästen, Kolleginnen und Kollegen. Am Ende haben wir sechs Vorschläge zur Modernisierung der Bergführeraus­bildung gemacht. Diese sind teilweise nicht neu und nicht von uns und darüber lässt sich selbstredend trefflich streiten.

Deshalb war es ja auch eine Streitschrift.

Tobias Bach & Philipp Schmidt

Nachgefragt bei Tobias Bach und Philipp Schmidt

„Wenn man mit dem Bergführerabzeichen auf der Brust durch die Hütte geht, dann schauen die anderen zu einem auf!“, hat mir ein Bergführer einmal gesagt. Das stimmt doch und ist immer noch so. Warum seid ihr damit nicht einfach zufrieden und macht mit euren Beiträgen so einen Wirbel?

Interview von Peter Plattner

Dieter Stöhr I bergundsteigen.blog

Stumme Zeugen

In einem normalen Gerichtsverfahren sind sie nicht viel wert: Zeugen, die den Mund nicht aufmachen und nichts erzählen. Bei der Beurteilung von Naturgefahren sind stumme Zeugen aber seit jeher von großer Bedeutung, weil Naturgefahrenprozesse oft ablaufen, ohne dass ein Mensch sie beobachtet. Die meisten Prozesse hinterlassen aber Spuren in der Natur, die klare Hinweise auf Art, Ausmaß und Häufigkeit eines Naturgefahrenprozesses liefern können. Erfahrene Alpinist*innen können diese Spuren lesen, interpretieren und ihr Verhalten entsprechend anpassen.

Dieser Artikel beschäftigt sich in erster Linie mit stummen Zeugen bei gravitativen Massenbewegungen, die als objektive Gefahren besonders häufig für Bergsteiger*innen von Bedeutung sind (Steinschlag, Felssturz, Muren). Die Beurteilung der stummen Zeugen im Gelände kann auch wichtige Hinweise bei der Risikoanalyse gravitativer Naturgefahren (RAGNAR) bieten.

Dieter Stöhr

R.A.G.N.A.R.

„Risiko Analyse Gravitativer Naturgefahren im Alpinen Raum“ – ein Werkzeug zur Objektivierung des „alpinen“ Hausverstands.

Jede Bergsteigerin und jeder Bergwanderer kennt den Hinweis: „Weg aufgrund von Steinschlag gesperrt!“ Leider hat die Zahl der gesperrten Wege in der jüngeren Vergangenheit deutlich zugenommen. Betroffen sind dabei aber nicht nur Ziele in geologisch instabilen oder vom Auftauen des Permafrosts besonders betroffenen Regionen wie am Mt. Blanc oder am Matterhorn, sondern auch Berge und Wege in der heimatlichen Umgebung.

Um Steinschlag & Co in der Praxis richtig einschätzen zu können und schließlich zielführende Maßnahmen zu treffen, entwickelte eine Expertengruppe R.A.G.N.A.R.

Walter Würtl, Günther Zimmermann, Klaus Pietersteiner, Peter Kapelari & Christoph Höbenreich

Maria Freisinger-Auckenthaler

Was passiert, wenn etwas passiert?

Die Tätigkeit der Staatsanwaltschaft.

Seit Jahren wird bei nahezu jeder alpinen Ausbildung das Thema „Recht am Berg“ aufgegriffen und – mehr oder weniger ausführlich und korrekt – erzählt, was alles passiert, wenn etwas passiert. In der letzten bergundsteigen-Ausgabe #109 haben der Lawinenforscher Peter Höller und der Polizeibergführer Stefan Jungmann grundlegend erklärt, was die Rolle und Aufgaben des Sachverständigen und der Alpinpolizei nach einem Unfall in den Bergen sind. Maria Freisinger-Auckenthaler erklärt nun in ihrem Beitrag, worin die Arbeit der Staatsanwaltschaft nach Alpinunfällen besteht, bevor Richter Norbert Hofer auf Seite 62 sein Urteil spricht …

Maria Freisinger-Auckenthaler

Norbert Hofer

Strafgerichtliche Aufarbeitung von Alpinunfällen

„Was erwartet mich am Gericht nach einem Alpinunfall? Ist man Gericht, Staatsanwaltschaft und Sachverständigen ausgeliefert?“ Alpinunfälle unterliegen – wie andere Unfälle auch – einer gerichtlichen Überprüfung. Auch der alpine Raum ist kein rechtsfreier Raum. Es geht aber keineswegs darum, „immer einen Schuldigen zu finden“.

Anknüpfend an die bisherigen Beiträge „Der Sachverständige im Strafverfahren“ und „Die Alpinpolizei“ (beide in bergundsteigen #109) sowie „Was passiert, wenn etwas passiert?“ (S. 56) soll dieser Beitrag Einblick in die Arbeit der Strafgerichte nach Alpinunfällen bieten.

Norbert Hofer

Lawinenairbags und Risikoverhalten

Lawinenairbags verringern bei Lawinenabgängen die Gefahr von Totalverschüttungen von involvierten Trägerinnen und Trägern. Es ist deshalb nicht erstaunlich, dass immer mehr Tourenskifahrer oder Freerider Lawinenairbags mit sich führen. Aber könnten Lawinenairbags die Nutzenden nicht auch zu risikoreicherem Verhalten verleiten?

Pascal Haegeli, Reto Rupf & Barbara Karlen

Notfall Alpin. Ablaufschema Lawinenverschüttung

In den vergangenen bergundsteigen-Beiträgen zu Notfall Alpin haben wir die notwendigen Erste-Hilfe-Maßnahmen nach einer Lawinenverschüttung mehrmals thematisiert. Was fehlt, ist ein übersichtlicher Fahrplan in Form eines kompakten Ablaufschemas, das die relevanten Handlungen und Weichenstellungen darstellt. Diese Zusammenfassung kommt jetzt auf Seite 82, davor gibt es noch ein paar erklärende Worte dazu.

Philipp Dahlmann, Dominik Warnstorff, Fabiola Shaw, Kosmas Granel & Florian Wechselberger

Trauma im alpinen Umfeld

Prävention, Krisenmanagement und Therapie

Im Jahr 2018 kam es zu 861 Rettungseinsätzen durch die alpine Rettung Schweiz mit 1.117 Personen, denen Erste Hilfe geleistet wurde. Nicht jede dieser Situationen stellt ein Trauma dar, welches geeignet ist, eine posttraumatische Belastungsstörung (PTBS) oder andere psychische Symptome auszulösen. Dennoch zeigt eine Studie, welche die Häufigkeit von traumatischen Erlebnissen bei Bergführern untersuchte, ein deutlich erhöhtes Risiko, im Alpinismus ein Trauma zu erleben. Eine weitere Studie von britischen Bergführern, die international agieren, zeigte eine erhöhte Häufigkeit von Symptomen einer PTBS mit 25 %. Auch gerade im Alpinraum häufige Gefahrensituationen wie Lawinenunfälle oder Abstürze zeigen eine hohe Rate an PTBS.

Zusammenfassend kann festgehalten werden, dass sowohl Freizeit-Alpinisten und Bergführer als auch Personal der alpinen Rettungsdienste ein erhöhtes Risiko haben, mit traumatisierenden Situationen konfrontiert zu sein. Daher scheint sowohl eine Vorbereitung auf belastende Ereignisse (im Sinne einer Primärprävention), eine kompetente Betreuung am Einsatzort durch Peer Teams oder Care Teams (im Sinne einer Sekundärprävention) als auch der niedrigschwellige und entstigmatisierte Zugang zu psychotherapeutischer und psychiatrischer Behandlung (im Sinne einer Tertiärprävention) sinnvoll.

Zusätzlich sollte die akute Belastungsreaktion als normale Reaktion auf ein Trauma (überwältigendes Ereignis) von der posttraumatischen Belastungsstörung, die ein pathologisches Syndrom darstellt, abgegrenzt werden.

Christian Mikutta, Hans Kirschner und Frans van der Kallen

Be a social hero!

Wie Lawinengefahr effektiv kommuniziert werden kann.

In ihrem Beitrag „Shitstorm Heaven – Willkommen in der alpinen Empörungs-Community“ in bergundsteigen #108 beschäftigte sich Riki Daurer mit den Dynamiken, die aufgrund unzureichender oder teilweise falscher Informationen zu großen sozial-medialen Empörungen führen können; sie zeigte dies am Beispiel des Lawinen-Themas auf. Soziale Medien haben aber auch viele Vorteile gegenüber herkömmlicher Kommunikation. In diesem Beitrag stellt sie solche Best-Practice-Beispiele im alpinen Bereich vor. 

Riki Daurer