#alpinhacks: Tyrolean Wrap mit der Rettungsdecke
Sinkt die Körpertemperatur unter 35 Grad, wird es gefährlich bis tödlich. Abhilfe schafft hier die Rettungsdecke. Aber wie verwendet man sie am besten? Denn bei heftigem Wind kann eine einfach übergelegte Rettungsdecke leicht wegfliegen oder gar zerreißen.
Auch die sogenannte Windeltechnik (bergundsteigen #117) erwies sich nicht als optimal, da der Brustkorb und damit die Körpermitte nicht geschützt wurde und viele Ersthelfer:innen Schwierigkeiten beim exakten Anlegen hatten. Aus diesem Grund tüftelten wir vor zwei Jahren an einer besseren Lösung:
Es entstand der Tyrolean Wrap, der inzwischen auch bei Sondereinheiten von Polizei und Militär verwendet wird. Ausgangspunkt ist auch hier eine Rettungsdecke; sie passt in jeden noch so kleinen Rucksack und gehört zur Ausrüstung am Berg dazu. Sie ist hinlänglich für den Schutz vor Wärmeverlust bekannt, weil sie die Wärmestrahlung (Infrarot) des Menschen zu rund 90 Prozent reflektiert.
Bewegt sich eine Person nicht, strahlt sie um die 120 Watt an Energie aus, ist sie in Aktion, sogar bis zu 360 Watt. Wenn man dabei also in eine Rettungsdecke gehüllt ist, wärmt man sich mit der eigenen Körperwärme wieder auf. Zusätzlicher Effekt: Das dünne silber-goldene Material schützt den Körper vor Wind und Nässe und vermindert Wärmeübertragung (Thermokonvektion) und Verdampfungskühlung (Evaporation).
Damit diese Eigenschaften alle perfekt zum Tragen kommen, darf man die Rettungsdecke nach Möglichkeit nicht direkt auf die Haut auflegen. Die ist nämlich feucht und in Kombination mit der Rettungsdecke führt das zu einem Verlust der Körperwärme aufgrund von Wärmeleitung (Thermokonduktion).
Daher sollte das wärmende Hilfsmittel am besten über der untersten Bekleidungsschicht zum Einsatz kommen. Wer sich nun fragt, welche Seite der Rettungsdecke oben sein sollte: Testserien haben gezeigt, dass es egal ist, ob Silber- oder Goldseite zum Patienten zeigen. Viel wichtiger ist, dass sich die Patienten mit dem Tiroler Wrap uneingeschränkt bewegen können und es auch keine Probleme bei einer Rettung per Hubschrauber gibt.
Anleitung: Tyrolean Wrap
- Bei der zu versorgenden Person die Bekleidung bis zur untersten Schicht öffnen.
- Die Rettungsdecke so über dem Rücken ausbreiten, dass noch genügend Fläche oben und unten vorhanden ist.
- Über den Kopf nun eine Art Kopftuch formen und die Enden am besten unterm Kinn zusammenbinden. Achtung: Da das metallische Rascheln der Rettungsdecke sehr laut ist, wäre es gut, wenn die Person eine Mütze, Stirnband oder Änhnliches aufhat oder aufziehen kann.
- Den restlichen oberen Teil der Rettungsdecke nun auf einer Körperseite nach vorne ziehen und unter den beiden Achseln fixieren; dann die Jacke etc. wieder schließen.
- Die restliche Folie unten kann nun gerafft und in die Hose gesteckt werden – hinten wie vorne.
- Ist die zu versorgende Person mit kurzer Hose und T-Shirt bekleidet, wendet man die Technik über dem Shirt in genau der gleichen Weise an. Nachdem aber die Halt gebende Jacke fehlt, kann man die Überlappungen am Brustkorb mit einem Pflaster oder Tape fixieren.