5 historische Klemmkeile (und wer sie entwickelt hat)
Pennequin hat unter anderem viele Artikel für Zeitschriften geschrieben, in denen er seine Sammlung präsentiert und eine umfassende Geschichte über die Entstehung der vielen erstaunlichen Stücke Kletterausrüstung zeigt, die Kletterer im Laufe der Jahre verwendet haben, um die Felswände auf der ganzen Welt zu besteigen.
Seine Sammlung reicht von den ursprünglichen britischen Maschinen Keilen bis zu den raffiniertesten Klemmvorrichtungen, einschließlich einiger sehr seltener Prototypen und echter Raritäten. Die besondere Sammlung wurde vor allem auch durch dieses Poster bekannt, das im Dezember 1999 über High Mountain Sports herausgebracht wurde. Für das Kunstwerk hat Pennequin ein halbes Jahrhundert „künstlicher Klemmkeile“ verwendet, seine persönliche Liebhaber-Art, das neue Jahrtausend zu begrüßen.
Geschichtlicher Exkurs
Die grundsätzliche Idee, Steine gezielt in Risse zu legen, um sie als Klemmkeile zu verwenden und Kletterer so vor dem Absturz zu schützen, wurde Morley Wood während des Aufstiegs von Pigott’s Climb am Clogwyn du’r Arddu (Nordwales) im Jahr 1926 zugeschrieben. Mit dieser grundlegenden Geste begann die Geschichte der Klemmkeile! Dazu muss man als kleine Hintergrundinformation vielleicht noch wissen, dass Großbritannien in den 1920er und 30er Jahren eine gewisse Abneigung gegenüber Haken zeigte, nicht aus Umweltgründen, sondern aus Respekt vor einer rigorosen, reinen Ethik.
Die Verwendung von Haken galt als illoyal und weniger ruhmreich. Britische Kletterer beschlossen, sie von so vielen ihrer Felsen wie möglich zu verbannen. Balancieren wurde damals als der einzige Kletterstil angesehen. Auf diese Weise wurden viele großartige Routen erschlossen, wobei der Schutz zu dieser Zeit hauptsächlich aus Seilschlingen an natürlichen Fäden bestand, hinter oder um Absätze und Zacken herum.
In der Mitter der 50er-Jahre verschwand die Steinzeit und eine neue Ära wurde geboren: die Eisenzeit. Die Technik, Klemmkeile einzusetzen, wurde durch die Einführung von künstlichen Metallklemmkeilen, insbesondere normalen maschinell gefertigten Keilen, stark erweitert. Es sollte aber nochmal einige Jahre dauern bis speziell für das Klettern angefertigte Klemmkeile Einzug in die Kletterausrüstung fanden. Genauer gesagt bis 1961, als der erste Kletter-Klemmkeil auf den Markt kam.
Einige sehr besondere Geräte aus der Anfangszeit der Entwicklungsgeschichte der Klemmkeile wollen wir euch in diesem Beitrag vorstellen:
1. Acorn
Im Jahr 1961 schuf ein Schmied aus Sheffield namens John Brailsford, damals Lehrer für Ingenieurtechnologie, den allerersten speziell entwickelten Klemmkeil, den Acorn. Drei Größen (1 Zoll, ¾ Zoll und 5/8 Zoll) wurden auf einer Drehbank aus stranggepresstem Aluminiumlegierung hergestellt. John Brailsford versuchte auch Tufnol (eine harzgebundene Faser, die von Rolls Royce oder Hoover zur Herstellung von leichtgewichtigen, geräuschlosen Zahnrädern verwendet wurde) und Messing aufgrund ihrer unterschiedlichen Härteeigenschaften.
Da der Acorn eine Maschinenschraube auf seiner Oberseite hatte und am selben Riemen befestigt war, bot dieses „Nest von Nuts“ zwei Optionen, die Maschinenschraube oder den Acorn. Sie waren wahrscheinlich die ersten Klemmkeile, die in England vom Roger Turner Mountain Shop in Nottingham vermarktet wurden.
2. MOAC
Die meisten der schwierigen Risse, die mit Handklemm- und Rückzugstechniken geklettert wurden, benötigten jedoch einen breiteren Keil. Nachdem er einige von ihnen vermessen hatte, fertigte der gleiche John Brailsford Modelle aus Balsaholz in Form abgestumpfter, länglicher Pyramiden an.
Ein Derby-Unternehmen, Coronet Tools, das auf Aluminiumguss spezialisiert war, stellte sechs Prototypen aus L.M. 6 her, in die John Brailsford zwei Löcher bohrte und einen Radius schuf, um diese Löcher zu verbinden. In den sechziger Jahren basierte die Prüfung von Seilen auf den Arbeiten von Maurice Dodéro. Dodéro verwendete Komponenten, die sich auf den damals verwendeten Karabiner bezogen – ein Standard mit 10 mm Durchmesser.
John Brailsford erkannte, dass er, wenn er den Durchmesser, über den das Seil oben auf dem Keil verlief, erhöhen könnte, die Risiken einer Beschädigung des Seilbands an diesem kritischen Kontaktpunkt erheblich reduzieren würde. Ein Star war geboren: der MOAC!
Joe Brown, Don Roscoe (vom Rock & Ice Club), John Brailsford selbst und sein ständiger Partner Doug Cook verwendeten sie und stellten fest, dass sie auf einem Sicherheitsniveau arbeiteten, das zuvor nie erreicht worden war. Im Jahr 1962 wurde die erste Charge von MOACs in Manchester gegossen.
3. Little Mester
Charles Curtis war wahrscheinlich der Erste, der Klemmkeile mit Draht herstellte. Er kletterte zum ersten Mal 1959 auf Cloggy und sammelte seine ersten authentischen „Nüsse“. Zu dieser Zeit studierte er Chemie in Sheffield. Er schloss sein Studium 1961 ab und wechselte zum Geologischen Institut, wo er in seiner Werkstatt begann, seine Little Mesters herzustellen.
Charles Curtis hatte noch nie Draht für künstliche Klemmkeile gesehen, aber im Sheffield University Mountaineering Club waren viele Mitglieder Höhlenforscher, die die Höhlen in Derbyshire, nur wenige Meilen entfernt, erkundeten. Sie stellten Leitern aus Draht her, und er überredete sie, ihm einige Proben zu geben. Sein erster Versuch war zum Scheitern verurteilt: Er stellte eine Form her um flüssiges Aluminium auf einen geknoteten Draht zu gießen, was dazu führte, dass dieser seine Härte und Festigkeit verlor.
Bei dem Versuch der zweiten Besteigung von Vector, einer Rock & Ice-Route in Tremadog, mit Peter Crew, fiel Jack Soper aus einen dieser Keile. Das Gerät explodierte, der Draht war durch die Hitze des Metalls geschwächt worden. Der nächste Schritt löste das Problem jedoch komplett: Aluminiumblöcke wurden gegossen oder geschnitten und dann von oben (ein einzelnes großes Loch) und dann von unten (zwei kleine Löcher) gebohrt.
Der Draht wurde eingeführt, verknotet und der Knoten zurück in das größere Loch gezogen. Dann setzte er den Knoten mit Epoxidharz (Araldite) fest. Charles Curtis stellte Sets unterschiedlicher Größen her, wobei die kleinste durch die Knotengröße begrenzt war. Die großen wurden relativ dünn gemacht. Insgesamt wurden nicht mehr als zwanzig hergestellt. Der Name „Little Mester“ ist ein lokaler Sheffield-Name – eine dialektale Version der Little Masters – der Name, der den örtlichen Handwerkern gegeben wurde, die im 18. und 19. Jahrhundert die Besteck- und Silberwarenindustrie aufgebaut hatten.
4. Spuds
Im Frühjahr 1963 formuliert John Earnshaw vom Phoenix Mountaineering Club in seinem eigenen Kopf die Notwendigkeit und die Möglichkeit, den Sicherheitsschutz für einige Klettertouren in gewisser Weise zu verbessern. Nach zahlreichen Skizzen und Ablehnungen entschied er sich für den Stil und die Form des Spud, wie er immer bekannt war.
Die Herkunft des Namens für das Gerät von John Earnshaw kam wie folgt zustande: Zur Zeit der Erfindung hatte er keinen Zugang zu Maschinen, aber einer seiner Kletter-Schüler, Terrence Murphy, war Ingenieur-Lehrling, und der bot an, einen Prototypen herzustellen. In Irland werden Kartoffeln übrigens „Murphys“ genannt und in England „Spuds“.
Aufgrund der großzügigen Hilfe von Terrence nannte John Earnshaw seine Erfindung Spud zu seinen Ehren. Earnshaw hatte zwar keine Möglichkeit, das Gerät wissenschaftlich zu testen, aber er führte empirische Tests durch, indem er den Spud in einen Riss in der Nähe des Gipfels eines Aufstiegs in Ravensdale klemmte. Er warf einen Beutel voller Steine über die Klippe, um zu überprüfen, ob das Gerät festhielt. Nach mehreren erfolgreichen Beweisversuchen entschied er, dass der Spud tatsächlich sicher zu verwenden war.
5. Crackers
Im Jahr 1964 wurde Trevor Peck, ein wohlhabender Geschäftsmann, der eine Strumpffabrik in Leicester besaß, auch in die Herstellung von Klemmkeilen involviert. Er widmete sich besonders der Herstellung eines Objekts, das weniger kostspielig war als der MOAC. Peter Biven und sein Bruder Barrie führten Trevor Peck im Jahr 1951 in das Klettern ein, und die drei bildeten viele Jahre lang ein beeindruckendes Kletterteam. Trevor bekommt allerdings den Erfinder-Titel für den neuen Klemmkeil.
Seine Crackers wurden aus gerändeltem rundem Stahl oder Duralumin in der erforderlichen Länge hergestellt. Für die kleinsten Größen verwendete er Stahldraht, der stärker war als Seile mit kleinem Durchmesser. Die frühesten Exemplare, bei denen die Drahtenden in eine Kupferhülse eingeschlossen und silberhartgelötet wurden, waren ab 1962 im Einsatz.
Jedoch erst 1967 wurden die Drähte mit dem Talurit-Ferrulen-System gepresst. Es gab auch eine Nylonversion des Crackers, den Ny-Chock auf Band. Trevor Peck meldete 1965 das erste Patent für Klemmkeile an. Dies wurde später abgelehnt, da bereits nachgewiesen war, dass der MOAC dem Peck-Gerät vorausging und anderen Innovatoren die Tür offenließ.
Die Peck Crackers waren in England nicht sehr erfolgreich, aber der amerikanische Kletterer Royal Robbins, der 1966 von einer Reise nach England zurückkehrte, nahm nicht nur ein paar Muster, sondern auch seine Erfahrung im Setzen passiver Sicherungen mit in die USA. In seinem ausgezeichneten Buch „Advanced Rockcraft“ dokumentiert Robbins ein Foto, das Peter Biven beim Klettern zeigt, wie er einen Cracker an der Coal Face in Bosigran benutzt. Leider verstarb Trevor Peck 1969 vorzeitig und konnte sein Unternehmen, Peck Climbing Equipment, nicht weiterentwickeln.
Die Geschichtliche Entwicklung der Klemmkeile geht noch viele Jahre weiter. Nachzulesen in einem englischen Artikel von Pennequin. Auch ein Besuch des Nuts Museums in Ajaccio lohnt sich, vielleicht beim nächsten Klettertrip nach Korsika?
Pennequin hat eine sehr große Sammlung von alten Klettergeräten, wenn nicht sogar die größte und ist entsprechend Profi in diesem Gebiet. Er ist noch auf der Suche nach einer kleinen Anzahl schwer zu findender Sicherungsgeräte, die in seiner Sammlung leider fehlen. Falls jemand einen dieser Gegenstände besitzt und bereit ist, sich davon zu trennen, wäre das für den leidenschaftlichen Sammler ein absolut genialer Beitrag zur Vollständigkeit der Sammlung, für den er unendlich dankbar wäre. Welche Teile fehlen, findest du auf dieser Liste.